Hannover. Auch vor Rindern hat er nicht haltgemacht, der Leitrüde des Rodewalder Wolfsrudels. Das Umweltministerium brachte eine Abschussgenehmigung auf den Weg, Wolfsschützer wollen ihn retten. Mittlerweile wird seit einem Jahr nach GW717m gesucht.

Der Leitwolf des Rodewalder Rudels entzieht sich seit einem Jahr erfolgreich seinen Verfolgern. Weil er immer wieder Nutztiere gerissen hat, ist das Tier mit der offiziellen Kennung GW717m zum Problemwolf geworden. Eine Ausnahmegenehmigung zur Tötung wurde erteilt, wie das Umweltministerium am 31. Januar vergangenen Jahres mitteilte. Seitdem wurde die Erlaubnis immer wieder für jeweils einen Monat verlängert.

Juristisch stützt sich die Genehmigung auf den Tod von mehreren ausreichend geschützten Rindern. Das Umweltministerium hatte GW717m nach eigenen Angaben mehr als 40 Risse von Nutztieren nachgewiesen, darunter Rinder, Schafe und Ziegen. Bei einem Shetland-Pony und vielen weiteren Nutztierrissen kam der Rüde als Verursacher infrage, war aber genetisch nicht eindeutig nachzuweisen. Er war außer im Landkreis Nienburg auch im Heidekreis und der Region Hannover unterwegs, doch fehlt seit Monaten jede Spur von ihm.

"Dank ihrer hohen Intelligenz und besonderen Vorsicht sind Wölfe nur sehr schwer zu überlisten", sagte ein Sprecher des Umweltministeriums. "Außerdem sind sie hochmobil und können in einer Nacht problemlos Entfernungen von über 70 Kilometern zurücklegen."

Die ergebnislose Jagd sei frustrierend, meinte Umweltminister Olaf Lies (SPD) Mitte Dezember. "Ohne die Jäger sehe ich nicht, dass wir zukünftig in der Lage sind, das zu machen", sagte er. Derzeit wird laut Ministerium bereits eine neue Wolfsverordnung erarbeitet, die das Abschießen aggressiver Wölfe erleichtern soll. Sobald das neue Bundesnaturschutzgesetz verabschiedet sei, könne die Verordnung in Kraft treten, heißt es. Weidetierhalter hatten zuvor sogenannte Schutzjagden auf Wölfe gefordert, um die Schäden zu begrenzen.

Wolfsschützer setzen sich für das im Internet Roddy genannte Tier ein und sind auch juristisch gegen die am 23. Januar erteilte Abschussgenehmigung vorgegangen. Nach dem Verwaltungsgericht Oldenburg hatte aber in letzter Instanz auch das niedersächsische Oberverwaltungsgericht einen entsprechenden Eilantrag des Freundeskreises freilebender Wölfe zurückgewiesen. Zumutbare Alternativen zur Tötung seien nicht ersichtlich. Es könne davon ausgegangen werden, dass dieser Wolf weiterhin Rinder mit normalerweise ausreichendem Herdenschutz reißen und seine Technik an andere Wölfe weitergeben werde, argumentierte sie. Das begründe ein unkalkulierbares Schadensrisiko für Rinderhalter.

"Wir sind im Eilverfahren gescheitert, aber die Klage läuft noch immer", sagte Uwe Martens, stellvertretender Vorsitzender des Freundeskreises freilebender Wölfe. "Die erteilte Abschussgenehmigung entspricht nicht dem Naturschutzrecht", meint er. "Wir fordern Schutzmaßnahmen für die Rinder und ihre Kälber in dem betroffenen Gebiet. Als Naturschutzverband fordern wir unverändert, dass die Jagd auf den Rodewalder Rüden eingestellt wird."

Die Wölfe haben Niedersachsen im vergangenen Jahr nach Angaben des Umweltministeriums rund eine Million Euro gekostet. Ein Großteil wurde für Schutzmaßnahmen und DNA-Analysen ausgegeben. Die Kosten für die Jagd auf GW717m gibt das Ministerium mit bislang rund 100 000 Euro an. Es geht von derzeit rund 230 Wölfen in Niedersachsen aus.

Der Rodewalder Rüde ist erst der zweite niedersächsische Wolf, für den eine Genehmigung zur sogenannten letalen Entnahme erteilt wurde. Der erste legal getötete Wolf in Deutschland seit der Rückkehr der Tiere nach der Wiedervereinigung war der in sozialen Netzwerken Kurti genannte MT6. Er wurde im April 2016 in der Lüneburger Heide von einem Scharfschützen der Polizei getötet, anders als der Rodewalder Rüde trug er ein Sendehalsband. Wer GW717m töten soll, will das Umweltministerium nicht preisgeben. Die Beteiligten sollen vor vorsätzlichen Störungen und Angriffen geschützt werden.