Hannover/Bremen. Vor 75 Jahren befreite die Rote Armee das deutsche Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz. Auch in Niedersachsen erinnern Überlebende, Politiker und Kirchen an diesen Tag - und an die Folgen nationalsozialistischen Rassenwahns.

Mit Konzerten und zahlreichen anderen Veranstaltungen wird am Montag (27. Januar) auch in Niedersachsen und Bremen an die Befreiung von Auschwitz vor 75 Jahren erinnert. Das Konzentrations- und Vernichtungslager stand im Zentrum der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik. Bis zur Befreiung des Lagers 1945 durch die Rote Armee wurden allein dort etwa eine Million Menschen jüdischen Glaubens ermordet. Zudem wurden in Auschwitz rund 100 000 weitere Menschen umgebracht, darunter Polen, Sinti und Roma sowie Kriegsgefangene.

Der Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen und die Jüdische Gemeinde Hannover bitten bereits am Sonntagnachmittag zu einer Gedenkstunde. Sprechen werden unter anderem der Vorsitzende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen, Michael Fürst, Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) und Landesbischof Ralf Meister.

In Hannover erlebt das "The Night Holocaust Concert" am Montag seine Deutschlandpremiere. Es soll für Zusammenhalt, Erinnerung und Toleranz stehen und verbindet die liturgische Musik von Leib Glantz (1898-1964) mit Textpassagen aus dem Buch "Die Nacht" des Auschwitz-Überlebenden Elie Wiesel (1928-2016). Stadt und Region Hannover erinnern auf dem Gelände der Gedenkstätte Ahlem der Verbrechen des Holocaust und der Befreiung von Auschwitz.

Im Landtag wird am Mittwoch zu Beginn der Plenarsitzung Zeitzeuge Shaul Ladany (83) reden. Er überlebte das KZ Bergen-Belsen, wurde später ein bekannter Wissenschaftler und Sportler. 1972 nahm er an den Olympischen Spielen in München teil und überlebte den palästinensischen Anschlag auf die israelische Mannschaft.

In Göttingen wird am Montag im Alten Rathaus die Zeitzeugin Katja Sturm-Schnabl einen Vortrag halten. Sie erlebte die Deportation ihrer Familie mit sechs Jahren. Anschließend wird die Wissenschaftlerin mit Dietmar Sedlaczek von der KZ-Gedenkstätte Moringen sprechen.

Bei der Gedenkveranstaltung "Wider das Vergessen" in Buchholz in der Nordheide steht die 95 Jahre alte Auschwitz-Überlebende Esther Bejarano am Montag im Mittelpunkt. Als eine der letzten Zeitzeuginnen gilt sie als Symbolfigur gegen das Vergessen.

In Bremen beteiligt sich die Bremische Evangelische Kirche mit mehreren Veranstaltungen. Dazu gehört ein Gedenkgottesdienst für die NS-Opfer am Sonntag in der Kirche Alt-Aumund. In der Kirche Unser Lieben Frauen wird es am Montagabend eine musikalische Andacht geben. Die Landeszentrale für politische Bildung Bremen organisiert in Kooperation mit vielen verschieden Partnern seit Anfang Januar bis zum 25. März rund 50 Veranstaltungen anlässlich des Gedenktages.