Bremen.

Am Bremer Eiswettfest haben erstmals seit 190 Jahren auch Frauen teilgenommen. Rund 30 Damen in schwarzer Abendgarderobe gesellten sich am Samstag zu den etwa 770 Männern in Frack und Smoking. "Die Rolle der Frauen in der Gesellschaft ist eine ganz andere als früher, deshalb ist es heute richtig, dass sie dabei sind", sagte der Präsident der Eiswette, Patrick Wendisch, mit Blick auf die veränderten Regularien. Ehrengastredner war FDP-Chef Christian Lindner.

Beim Eiswettfest treffen sich Vertreter der Wirtschaft und Gesellschaft, um nach einem traditionellen Ablauf zu essen, zu trinken und zu singen. Zudem werden Spenden für die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger gesammelt. Die Veranstaltung folgt auf die Eiswettprobe, bei der jährlich am 6. Januar geprüft wird, ob die Weser zugefroren ist oder nicht.

Die Öffnung der Eiswettgemeinschaft für Frauen erfolgte nach erheblichem politischem Druck im Jahr 2019. Als Bremens damaliger Regierungschef Carsten Sieling (SPD) seine Teilnahme wegen einer Trauerfeier absagte, bekam seine Vertreterin, die damalige Bürgermeisterin Karoline Linnert (Grüne), keine Einladung. Sieling forderte daraufhin, die Regularien zu überdenken.

Zudem forderte der Bremer Landtag männliche Vertreter des Senats, der Bürgerschaft, der Verwaltung und von Gesellschaften dazu auf, so lange nicht an dem Fest teilzunehmen, bis Frauen dabei sein dürfen. Die Eiswettgesellschaft empfand dies als übergriffig und lud für dieses Jahr erstmals seit Jahrzehnten kein Bremer Senatsmitglied ein. "Jeder Veranstalter muss selber wissen, mit wem er gerne feiern möchte", sagte Bremens Regierungschef Andreas Bovenschulte (SPD).