Esens. Niedersachsens erste virtuelle Schule ist online. Schüler auf den sieben ostfriesischen Inseln und auf dem Festland in Esens (Kreis Wittmund) können sich jetzt für den Unterricht in einem virtuellen Klassenzimmer zusammenschalten. Kultusminister Bernd Althusmann (CDU) gab am Donnerstag den Startschuss für das bundesweit einmalige Modellprojekt. Über moderne Videokonferenz- und Online-Technik können Schüler etwa auf Borkum den Englischunterricht einer Lehrerin im Niedersächsischen Internatsgymnasium Esens verfolgen. Sogar Klassenarbeiten an unterschiedliche Orten sind möglich. Schummeln ist jedoch schwierig: In den virtuellen Klassenzimmern soll immer ein Lehrer aufpassen.
Als Ersatz für Lehrkräfte sei die virtuelle Schule nicht gedacht, räumte Althusmann bei einer ersten Konferenzschaltung mit Inselschulen Bedenken aus: „Es ist ein Zusatzangebot für den regulären Unterricht. Damit werden sich nicht alle Probleme lösen lassen.“ So stehe die Bildungslandschaft vor großen Herausforderungen und müsse Themen wie Integration, Inklusion und den demografischen Wandel mit einer drastischen Verringerung der Schülerzahlen meistern.
Der Minister erhofft sich neben einer Unterrichtsverbesserung auf den Inseln mit zu wenig Fachlehrern auch neue Einsatzmöglichkeiten. Allein in Niedersachsen gebe es etwa 1200 langfristig erkrankte Schüler. E-Learning eröffne ihnen künftig neue Wege, Lerninhalte über moderne Medien vom Krankenzimmer aus nachzuholen. Allerdings ist vorerst aus rechtlichen Gründen nicht geplant, den virtuellen Unterricht aufzuzeichnen.
Die neue Technik soll auch viel Geld sparen. Bisher mussten Lehrer umständlich per Fähre ans Festland reisen und dort übernachten, um an Konferenzen teilzunehmen. Künftig sollen Videoschaltungen die Brücke zum Festland schlagen und auch Fortbildungen sowie Elternabende ermöglichen.
Rund 150 Schülerinnen und Schüler auf den sieben weiterführenden Inselschulen werden voraussichtlich von dem virtuellen Fernunterricht profitieren. Theoretisch können dort sogar alle 850 Schüler erreicht werden. Das Projekt läuft zunächst bis Mitte 2015, die Anschubkosten des Landes liegen bei 200.000 Euro.
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