2500 Besucher im Tierpark wurden in Sicherheit gebracht, ein Mädchen verletzt. Wie konnten fünf Schimpansen aus dem Gehege fliehen?

Hannover. Fünf Schimpansen sind gestern im Zoo Hannover aus ihrem Außengehege ausgebüxt und gut eine Stunde im Tierpark herumgelaufen. Ein fünf Jahre altes Mädchen wurde von den Affen umgestoßen und musste mit einer Schürfwunde am Kopf ins Krankenhaus gebracht werden. Nach Augenzeugenberichten sei das Kind von den Tieren nicht angegriffen, sondern überrannt worden, sagte Zoo-Chef Frank Werner.

Wie die fünf der sieben Schimpansen des Tierparks aus dem Gehege, das ein Graben umgibt, ausbrechen konnten, ist noch unklar. Am Morgen hatten Gärtner an der Anlage gearbeitet. Möglicherweise nutzten die intelligenten Tiere abgeschnittene oder herunterhängende Äste, um sich aus der Anlage zu befreien.

Gut eine Stunde nach ihrem Ausbruch waren alle Schimpansen wieder zurück in ihrer Anlage - vier kehrten nach Zoo-Angaben freiwillig zurück, für den Ältesten der Gruppe, Maxi, wurde eine Leiter über den Graben gelegt. Er hätte sich bei einem Sprung zurück möglicherweise die Bänder gerissen, sagte der Zoologische Leiter Heiner Engel.

+++ Fünf Affen ausgebüxt - 2500 Besucher mussten Zoo verlassen +++

"Wir sind alle heilfroh, dass es so glimpflich ausgegangen ist", sagte Zoo-Chef Werner. "Es sieht so aus, dass es dem Kind gut geht." Der Notfallplan habe funktioniert. So wurden Besucher in Gruppen in sichere Häuser gelotst, Zoo-Mitarbeiter machten sich mit Narkosegewehren, scharfen Waffen und anderen Abwehrmitteln bereit. Polizisten und Krankenwagen standen bereit.

Schimpansen können gefährlich werden: Die Affen sind ausgesprochen kräftig und haben ein starkes Gebiss. Deshalb werden die intelligenten Tiere, wie alle Menschenaffen, in Zoologischen Gärten mit derselben Sicherheitsstufe behandelt wie Raubtiere.

Verunsicherung oder Angst der Tiere können zu Angriffen führen, was einen Ausbruch der Affen für ahnungslose Besucher so riskant macht. Denn auch wenn Neugierde sie aus ihrem gewohnten Gehege gelockt hat: Einmal draußen, ist den Tieren alles fremd; sie fühlen sie schnell bedroht. Gefährlich kann es da werden, wenn man sich ihnen nähert, sie eventuell sogar in die Enge treibt. Ihren Ausflug gestalteten die Tiere gestern jedoch friedlich. Das mag daran liegen, dass die beiden Schimpansen, die den längsten Spaziergang unternahmen, zwei an Menschen gewöhnte Tiere und noch dazu die beiden ältesten Affen der Gruppe waren: Max, 48, und Schika, 40. Der Affenmann wurde mit der Flasche von Tierpflegern in Hannover großgezogen; Schika kam vor vielen Jahren aus einem Zirkus in den Erlebniszoo Hannover.

Die beiden Schimpansen guckten sich die Giraffen an, auch die neue Alaska-Landschaft Yukon Bay wurde von den neugierigen Primaten begutachtet. Während es den Tierpflegern bereits gelungen war, drei der fünf Ausbrecher durch lautes Rufen zurück ins Affenhaus und ihr Gehege zu locken, machte sich Max noch auf den Weg zum Tropenhaus. Dieses ehemalige Affenhaus kannte das Männchen noch von früher.

Für den Zoologen Engel war es kein Wunder, dass die Affen aus freien Stücken zurückkehrten. "Für die Tiere ist es ja wahnsinniger Stress", sagte er. Knapp 2500 Besucher hatten sich zur Ausbruchszeit zwischen 12.30 und 13.40 Uhr im Zoo aufgehalten.

Erst vor Kurzem hatte der Zoo angekündigt, seine teilweise mehr als 30 Jahre alte Menschenaffenanlage zu modernisieren. Ziel sei es, den Tieren mehr Beschäftigungsmöglichkeiten zu geben, sagte Heiner Engel damals.

Erst vor knapp zwei Monaten, im Mai, war bereits der Jüngste der Bande, Toto, über den Graben im Innengehege des Affenhauses gesprungen; er kehrte aber nach einigen Minuten wieder zurück.