Bei der ersten deutschen Moorfußball-Meisterschaft am Alfsee bei Osnabrück mussten die Spieler sich durch einen überfluteten Acker wühlen.

Rieste. Hier gibt es noch richtige Schlammschlachten. Zum Match im Matsch trafen sich am Wochenende rund 450 Fußballer, die sich fröhlich durch einen umgepflügten Acker am Alfsee bei Osnabrück wühlten. Bei der ersten deutschen Meisterschaft im Moorfußball in Rieste wurde gemeinsam gelacht, getrunken - und gekickt. Die Bälle bleiben in tiefen Furchen oder Pfützen liegen und springen im Moment des versuchten Torschusses gegen das eigene Schienbein. Einen Schönheitspreis gibt es bei dieser robusten Art des Fußballspiels nicht zu gewinnen, dafür aber die Teilnahme an der Weltmeisterschaft im Juli in Finnland, wo der Moorfußball zu Hause ist.

Der Acker ist in sieben Spielfelder unterteilt und von Feuerwehr und Landjugend stundenlang bewässert worden, um die beim Moorfußball obligatorische Schlammschlacht zu ermöglichen. Doch während des Turniers trockneten Teilflächen ab. Entsprechend intensiv werden die verbliebenen Pfützen für Extra-Schlammpackungen genutzt. Viele der rund 250 Zuschauer machen daher einen weiten Bogen um die spritzenden Spieler. Laute Pop- und Rockmusik dröhnt aus der Musikanlage, Fahnen wehen im Wind, Bierflaschen liegen herum. Spieler in Baumwollshirts oder Sporttrikots beackern das überflutete Stück Land. Sie sind von oben bis unten mit Dreck besudelt. Ihre Kleidung wird langsam vom Einheitsbraun bedeckt.

Die Teilnehmer kommen über-wiegend aus der nahen Umgebung, aus Nordrhein-Westfalen und Norddeutschland. Unter ihnen sind Vereins- und Hobbyspieler. Die weiteste Anreise hatten die Bornheim Skyliners aus Frankfurt. "Bei den Spielen werden wir bis zur Hüfte dreckig", sagt die 16-jährige Kathinka Behn von der FSG Südkreis, einem Vereinsteam aus Gorleben. Den Rest inklusive erdiger Haarbedeckung holen sich die Spielerinnen beim genüsslichen Sprung in die Pfütze. Die FSG war bei der Planung der Mannschaftsfahrt auf einen Flyer zum Moorfußball gestoßen. "Das klingt cool, dachten wir uns. Und es ist cool", meint Imke Heuer. Auch wenn die Erfolge ausbleiben. "Moorfußball ist so anstrengend wie Fußball am Strand. Man muss richtig gegen den Ball treten, trotzdem kommen die Pässe nicht an", bilanziert Mitspielerin Hanna Schaefgen.

Gekickt wird mit fünf Feldspielern und Torwart. Es gibt wegen des kraftraubenden Einsatzes bis zu zehn Auswechselspieler. Das Feld ist halb so groß wie ein normaler Fußballplatz. Die Organisatoren haben aus Abflussrohren Tore zusammengesteckt. Spielfeldmarkierungen fehlen, die Schiedsrichter orientieren sich an Ackerfurchen. Jedes Spiel dauert zweimal zehn Minuten. Es gibt kein Abseits. Freistöße und andere Standards werden aus der Hand gespielt. Fouls werden rigoros bestraft: Beim Umgrätschen des Gegners gibt es laut Regelwerk sofort die Rote Karte. Doch bis auf kleinere Blessuren gehe es fair zu, berichtet Veranstaltungsmanager Karsten Lammers. "Es ist eine gute Mischung aus Spaß und Ambitionen."

Doch die Vergnügungsfußballer geben den Ton an. Das ist schon an Teamnamen wie Die Vernichter, Team Schwach oder Ajax Dauerstramm abzulesen. "Wir haben unsere Punkte abgeliefert und sind jetzt ausgeschieden. Aber es hat viel Spaß gemacht. Wir hoffen auf eine Wiederholung", sagt Uli Garrels vom Team Moorschen. Doch ob früh ausgeschieden oder nicht: Nach ausgiebigem Schrubben unter kaltem Wasser im provisorischen Duschzelt lassen die Aktiven und Gäste den Tag bei einer großen Party mit Livemusik ausklingen.

Die Sieger des Turniers kommen aus der Region: Bei den Frauen setzte sich die Spielgemeinschaft Hesepe-Sögeln durch. Unter 24 Männerteams qualifizierten sich die Moormonen aus Rieste für die Weltspiele im Moorfußball-Ursprungsland Finnland.