Schwerin. 14-Jährige dürfen öffentlich Wein und Bier trinken, wenn die Eltern dabei sind. Das ist schädlich und absurd, sagt der Bundessuchtbeauftragte. In MV sind die Komatrinker-Zahlen besonders erschreckend.

Angesichts eines im internationalen Vergleich hohen Alkoholkonsums in Deutschland fordern der Bundessuchtbeauftragte Burkhard Blienert und Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsministerin Stefanie Drese (SPD) einen stärkeren Schutz von Jugendlichen. Drese kündigte am Freitag in Schwerin einen Vorstoß Mecklenburg-Verkommens für eine Verschärfung des Jugendschutzgesetzes in der Gesundheitsministerkonferenz an.

Es sei verkehrt, dass Jugendliche ab 14 Jahren in der Öffentlichkeit Wein und Bier trinken dürften, wenn die Eltern dabei seien, sagte sie. Es sei bekannt, dass das Zellgift Alkohol umso stärker wirke, je jünger ein Konsument sei.

Blienert begrüßte den Vorstoß. „Ja, wir haben in Deutschland ein Problem mit dem Alkoholkonsum“, sagte er. Jeder Deutsche trinke statistisch gesehen zehn Liter reinen Alkohol pro Jahr. Im europäischen Vergleich sei die Bundesrepublik damit ein Hochkonsumland. Acht Millionen Menschen trinken nach seinen Worten in riskantem Maße, 1,6 bis 1,8 Millionen Menschen seien alkoholabhängig im engeren Sinne.

60 000 Todesfälle pro Jahr seien direkt auf Alkoholmissbrauch zurückführen, sagte Blienert. „Das heißt, alle neun Minuten stirbt ein Mensch in Deutschland nur aufgrund seines Alkoholkonsums.“ Das Problembewusstsein sei gering. So müsse darüber geredet werden, ob die kleinen Alkoholfläschchen an der Supermarktkasse noch zeitgemäß seien. Auch über die Begrenzung von Marketing und Sponsoring sollte aus seiner Sicht gesprochen werden. Das begleitete Trinken ab 14 nannte er „absurd“.

In Mecklenburg-Vorpommern ist der Handlungsdruck noch einmal größer, sagte Drese. Bundesweit sei die Zahl der Kinder und Jugendlichen im Alter von 10 bis 20 Jahren, die aufgrund ihres Rauschs im Krankenhaus behandelt werden mussten, in den Jahren 2000 bis 2022 um 21 Prozent gestiegen. In Mecklenburg-Vorpommern betrage der Anstieg 75,5 Prozent, bei Mädchen und jungen Frauen sogar 145 Prozent.