Rostock. Am Sonntag spielen Hannover 96 und Hansa Rostock in der 2. Bundesliga gegeneinander. Wegen des Reizthemas DFL-Investor geht es aber schon vorher hoch her.

Kurz vor dem Zweitliga-Spiel zwischen Hannover 96 und dem FC Hansa Rostock hat der Rostocker Vorstandsvorsitzende Robert Marien massive Kritik an Hannovers Mehrheitsgesellschafter Martin Kind und dem Abstimmungsverfahren zum Investoren-Einstieg bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) geübt. „Eigentlich steht es uns überhaupt nicht zu, auf Vereinsangelegenheiten anderer zuzugehen. Das mag ich eigentlich überhaupt nicht. Trotzdem liegt dort ein möglicher 50+1-Verstoß vor“, sagte Marien in einem Interview, das auf der Internetseite des FC Hansa veröffentlicht wurde.

Für den Einstieg eines Vermarktungspartners gab es im Dezember bei der Mitgliederversammlung der DFL eine Zweit-Drittel-Mehrheit unter den 36 Clubs der ersten und zweiten Liga. Auch die Rostocker stimmten dafür. Bei ihrem nächsten Gegner (Sonntag, 13.30 Uhr/Sky) hatte die Führung des Muttervereins Hannover 96 e.V. dem Profifußball-Geschäftsführer Kind die Weisung erteilt, gegen einen Investoren-Einstieg zu stimmen. Kind persönlich hatte sich aber immer dafür ausgesprochen und äußert sich mit Verweis auf die geheime Abstimmung bei der Versammlung bis heute nicht zu seinem Votum.

„Wenn mir meine Mitgliederversammlung oder mein Aufsichtsrat eine Weisung geben - unabhängig davon, welche Meinung ich habe - dann kann ich meine Meinung vorher einbringen, habe mich dann aber dem demokratischen Meinungsbild des Muttervereins anzuschließen“, sagte Marien. „Das ist für mich der Inbegriff von 50+1. Und der wurde gegebenenfalls nicht umgesetzt. Zumindest gibt es Fragezeichen.“

An die Adresse der DFL sagte der Rostocker Clubchef ebenso deutlich: „Mir fehlt komplett der Aufklärungswille bei dieser Geschichte. Ob diese eine rote Linie überschritten wurde, vielleicht sogar die dickste rote Linie im deutschen Fußball“, so Marien. „Ich sage ja nicht, dass es so ist. Aber ich möchte es aufgeklärt haben. Darin wird sich die Glaubwürdigkeit des gesamten Prozesses widerspiegeln.“

Der Hintergrund ist: Es gab bei der Abstimmung zehn Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen. Und zwölf Clubvertreter haben später öffentlich bekundet, nicht mit Ja gestimmt zu haben. Sollten dabei alle die Wahrheit gesagt haben, hätte Kind für Hannover 96 mit Ja gestimmt und dem Antrag damit zu der nötigen Zweit-Drittel-Mehrheit verholfen. Die 50+1-Regel soll im deutschen Profifußball jedoch sicherstellen, dass immer der Mutterverein und nicht die Kapitalseite den entscheidenden Einfluss behält.