Schwerin (dpa/mv). Die AfD ist im Umfragehoch - auch in Mecklenburg-Vorpommern. Die Partei würde im SPD-Stammland laut Umfrage stärkste Kraft, wenn dort am Sonntag ein neuer Landtag gewählt würde.

Die AfD profitiert auch im Nordosten vom derzeitigen Stimmungshoch für die Partei. Nach einer Umfrage liegt sie in Mecklenburg-Vorpommern vor den regierenden Sozialdemokraten. Wäre am Sonntag Landtagswahl, käme die AfD auf 29 Prozent und damit auf ein neues Hoch in MV, wie eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa im Auftrag der Tageszeitung „Nordkurier“ ergab. Die SPD erreicht demnach 27 Prozent. Im April kam die AfD ebenfalls laut Insa auf 25 Prozent und die SPD auf 28 Prozent.

Die CDU liegt mit 18 Prozent (-1) deutlich abgeschlagen auf Platz 3. Die mitregierenden Linken kommen auf 10 Prozent (-1), die Grünen unverändert auf 6 und die FDP erzielt 4 Prozent (-1). Für die Umfrage wurden 1000 Menschen über 18 Jahre teils telefonisch, teils online im Zeitraum von 26. Juni bis 3. Juli befragt. Die nächsten Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern stehen 2026 an.

Der Landeschef der AfD Mecklenburg-Vorpommern, Leif-Erik Holm, sprach von einem Paukenschlag und einem „blauen Sommermärchen“. Die AfD sei für eine wachsende Zahl der Menschen die einzige Partei, der sie zutrauten, das Land wieder vom Kopf auf die Füße zu stellen, so Holm am Donnerstag. Mit den jüngsten Umfragewerten sei für die AfD noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. „Da ist noch Luft nach oben“, sagte der Bundestagsabgeordnete. Im nächsten Schritt werde die 30-Prozent-Marke in Angriff genommen.

SPD und CDU in Mecklenburg-Vorpommern machten die Bundespolitik für die hohen AfD-Umfragewerte mitverantwortlich. „Die Veränderungen gegenüber der letzten Umfrage haben sicher stark mit der Debatte über das Heizungsgesetz zu tun. Sie hat für viel Verunsicherung und Ärger in der Bevölkerung gesorgt“, sagte die SPD-Landesvorsitzende und Ministerpräsidentin Manuela Schwesig. Die AfD sammle Protest, habe aber keine Lösungen für die Probleme des Landes.

Die CDU richtet ihre Kritik zudem auf die Staatskanzlei in Schwerin, übt jedoch auch leise Selbstkritik. „Von der extrem schlechten Arbeit der Ampelkoalition in Berlin und von Rot-Rot im Land profitiert derzeit in erster Linie die AfD und noch nicht die CDU“, hieß es vom CDU-Landesvorsitzenden im Nordosten, Franz-Robert Liskow. Seine Partei werde daher noch klarere politische Angebote machen.

Die Landesvorsitzenden der Linkspartei, Vanessa Müller und Peter Ritter, sehen die demokratische Verfasstheit des Rechtsstaates in Frage gestellt - auch, weil die Zustimmung für die AfD inzwischen auch weit aus der Mitte der Gesellschaft komme. Zwar kritisierten die beiden Linken ebenfalls, dass in der Bundespolitik viel Glaubwürdigkeit verspielt worden sei. Doch auch im Land müsse die Politik ihre Hausaufgaben machen.

Die Grünen-Co-Landevorsitzende Katharina Horn betonte, einige demokratische Parteien und auch große Teile der Zivilgesellschaft hätten durch aktives Handeln oder Schweigen die „Brandmauer nach Rechts“ bröckeln lassen. So seien sie in die Falle der Rechtspopulisten und -extremisten getappt. „Es bleibt dabei: Jeder „Tabubruch“ nützt nur dem Original und macht deren menschenfeindliche Positionen erst sag- und dann wählbar“, warnte Horn.

Die FDP - die der Umfrage zufolge aus dem Landtag fliegen würde - sieht sich als Opfer der Entwicklung. Es sei nicht zufriedenstellend, „dass die FDP fast allein die vorhandene Unzufriedenheit mit der Bundespolitik angeheftet bekommt“, sagte Generalsekretär David Wulff, dabei wende sie die Dinge zum Besseren. Im Land brauche es weiter eine liberale Stimme, mit populistischen Parolen werde man die Probleme nicht lösen.

Die AfD liegt derzeit bundesweit im Umfragehoch. Auch in Thüringen erzielte die Partei dabei einen neuen Höchstwert. In einer aktuellen Befragung von Infratest dimap im Auftrag des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) kam die in Thüringen vom Verfassungsschutz als erwiesen rechtsextrem eingestufte und beobachtete AfD auf 34 Prozent.

Das sind nach MDR-Angaben 9 Prozentpunkte mehr als bei der letzten Umfrage vor etwa einem Jahr. Die Parteien der rot-rot-grünen Minderheitskoalition von Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) erzielten mit zusammen 35 Prozent nur einen Punkt mehr als die AfD allein.

Ebenfalls in Thüringen nahm der bundesweit erste AfD-Landrat Robert Sesselmann am Montag seine Arbeit auf. Er war in einer Stichwahl am 25. Juni gewählt worden, was bei den anderen Parteien teils Entsetzen auslöste. Im Nachbarbundesland Sachsen-Anhalt wurde am Sonntag erstmals ein AfD-Kandidat zum hauptamtlichen Bürgermeister gewählt.

Der Verfassungsschutz stuft die Partei bundesweit als Verdachtsfall im Bereich Rechtsextremismus ein. In deutschlandweiten Umfragen rangiert die AfD bei etwa 20 Prozent.