Greifswald (dpa/mv). Auch die Migranten-Dachorganisationen Migranet MV betrachtet die Unterbringung schutzsuchender Menschen als große Herausforderung gerade für kleine Gemeinden. Doch wendet sie sich gegen jede Form von Gewalt, wenn es vor Ort zu Protesten gegen Unterkünfte kommt.

Die Migranten-Selbstorganisationen in Mecklenburg-Vorpommern lehnen Sammelunterkünfte wie etwa in Sporthallen ab, stehen angesichts der aktuellen Lage am Wohnungsmarkt der Errichtung sogenannter Containerdörfer aber offen gegenüber. Solche Unterkünfte könnten als „temporäre Maßnahme“ dazu beitragen, eine angemessene Unterbringung von Menschen zu ermöglichen. Doch müssten Containerdörfer an eine intakte Infrastruktur angebunden sein, heißt es in einer Resolution, die nach Angaben der Veranstalter auf einer zweitägigen Verbandstagung am Samstag in Greifswald beschlossen wurde. Langfristig gehe es jedoch um eine dezentrale Unterbringung, „bei denen Menschen in stabilen und würdigen Wohnverhältnissen leben können“, heißt es in dem Papier.

Aufgrund der stark gestiegenen Zahl von Asylbewerbern und Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine haben Kommunen in Mecklenburg-Vorpommern immer größere Probleme, ausreichend Wohnraum bereitzustellen. In einigen Orten hatte es in der Vergangenheit massive Widerstände gegen die Errichtung von Asylbewerberunterkünften gegeben. In Upahl etwa wurde der Bau eines Containerdorfes gestoppt. Allerdings sollten dort mit bis zu 400 Migranten fast so viele Menschen untergebracht werden wie im Ort selbst leben. Zudem fehlte es an der notwendigen Infrastruktur. Greifswald plant für den 18. Juni einen Bürgerentscheid zur Errichtung von Flüchtlingsunterkünften auf städtischem Grund.

Die Konferenz von Migranet MV, einem losen Zusammenschluss von etwa 70 Migrantenorganisationen im Land, sprach sich zudem für mehr Teilhabe und bessere gesetzliche Rahmenbedingungen für die Integration aus. „Wir brauchen ein Partizipations- und Integrationsgesetz, das klar und deutlich die Stellung von Migranet MV als Interessenvertretung der Migrantinnen und Migranten in MV festschreibt“, heißt es in einer weiteren Resolution.

Darin wird auch auf die Gründung zahlreicher Integrations-, Kultur- und Sportprojekte verwiesen, an denen Migrantenorganisationen beteiligt seien. Einendes Ziel sei die Gestaltung eines friedlichen Miteinanders von Menschen, unabhängig von deren Herkunft, Kultur oder Religion, betonte Rubén Cárdenas, Geschäftsführer von Migranet MV. Rassismus dürfe dabei keinen Platz finden.

Doch äußerte sich Cárdenas besorgt über die mitunter zu registrierende Gewaltbereitschaft gegenüber Geflüchteten. Die Unterbringung schutzsuchender Menschen stelle eine Herausforderung für kleine Gemeinden dar. „Es ist jedoch von größter Bedeutung, dass diese Besorgnis niemals in Gewalt und Menschenfeindlichkeit umschlägt“, heißt es in einer weiteren Resolution. Zudem kritisierten die Konferenzteilnehmer den jüngsten EU-Kompromiss für eine Verschärfung des Asylsystems und forderten das EU-Parlament zu Änderungen auf.

Nach Angaben des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge beantragten im Vorjahr in Mecklenburg-Vorpommern etwa 4700 Menschen Asyl. In den ersten vier Monaten 2023 waren es laut Amt 1800. Damit setzte sich die steigende Tendenz fort. Nicht eingerechnet sind Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine, die keinen Asylantrag stellen müssen. Nach Angaben des Innenministeriums befanden sich Ende 2022 knapp 23 000 ukrainische Kriegsflüchtlinge in Mecklenburg-Vorpommern.