Schwerin (dpa/mv). Der älteste Vermisstenfall in Mecklenburg-Vorpommern stammt aus dem Jahr 1970. Damals ging ein Urlauber beim Angeln auf dem Carwitzer See über Bord und wurde nicht wiedergefunden.

In Mecklenburg-Vorpommern gelten derzeit 61 Menschen als vermisst. Dies teilte das Landeskriminalamt auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Der älteste Fall reicht dabei ins Jahr 1970 zurück, wie eine LKA-Sprecherin sagte.

Damals ging ein 46-jähriger Urlauber beim Angeln auf dem Carwitzer See in der Sternberger Seenlandschaft über Bord und verschwand, so die Sprecherin. Obwohl er vor inzwischen fast 100 Jahren geboren wurde und es damit unwahrscheinlich ist, dass er noch lebt, steht der Mann noch auf der Vermisstenliste. Die Sprecherin sagte, dies sei für den Fall gedacht, dass einmal menschliche Überreste in dem See gefunden werden. Dann könnten sie dem Fall eventuell zugeordnet werden. Akten zu offenen Vermisstenfällen würden mindestens 30 Jahre aufbewahrt.

Die meisten Vermisstenfälle klärten sich innerhalb einer Woche - hauptsächlich handele es sich um von zu Hause oder aus einem Heim ausgerissene Kinder und Jugendliche. „Die meisten Vermisstenfälle ergeben sich in der Gruppe der Kinder und Jugendlichen durch sogenannte Dauerausreißer.“ Sie liefen mehrfach innerhalb kürzerer Zeiträume von zu Hause oder aus Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe weg.

In der Regel kehrten sie selbst zurück oder würden von der Polizei aufgegriffen. Gründe fürs Weglaufen seien bei Kindern und Jugendlichen oftmals eine belastende Situation in der Familie, Streit mit Eltern oder Betreuern, Probleme in der Schule oder Furcht vor Strafe. Abenteuerlust komme auch vor.

Über 99 Prozent aller Vermissten kehren dem LKA zufolge zurück oder werden gefunden. Längere Vermissungen gebe es meist bei Erwachsenen, insbesondere älteren Menschen. „Hier kommen verschiedene Umstände, wie familiäre Situation, berufliche Probleme, Geldsorgen, Orientierungslosigkeit oder körperliche Gebrechen zum Tragen.“ Auch Selbstmorde, Tötungsdelikte oder die Entziehung von Minderjährigen könnten zunächst als Vermisstenfälle bei der Polizei aktenkundig werden.

Die Initiative Vermisste Kinder mit Sitz in Hamburg hatte kürzlich mitgeteilt, dass Mitte Januar dieses Jahres in Deutschland insgesamt rund 1700 ungeklärte Fälle vermisster Kinder in der Datei Vermisste/Unbekannte Tote des Bundeskriminalamtes erfasst waren. „Mehr als die Hälfte dieser Kinder sind unbegleitete Flüchtlinge, gehören zu den sogenannten Dauerausreißern oder wurden ihren Sorgeberechtigten entzogen“, teilte die Initiative mit.