Schwerin (dpa/mv). Die Arbeitslosigkeit im Mai ist in MV höher als vor einem Jahr. Das liegt nur zum Teil am Zustrom ukrainischer Kriegsflüchtlinge, sagt die Bundesagentur für Arbeit.

Der Tourismus sorgt für weiter sinkende Erwerbslosenzahlen in Mecklenburg-Vorpommern. Die Zahl der Arbeitslosen ging im Mai im Vergleich zum Vormonat um rund 1800 auf 61.600 zurück. Die Quote sank von 7,8 auf 7,5 Prozent, wie die Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit am Mittwoch in Schwerin bekanntgab.

Im Vergleich zum Mai 2022 sind allerdings 6800 mehr Menschen auf der Suche nach einem Job. Als Hauptgrund für den Anstieg im Jahresvergleich gelten ukrainische Kriegsflüchtlinge, die seit dem Überfall Russlands im Februar 2022 nach Deutschland gekommen sind. Sie sind im Hartz-IV-System und deshalb in der Statistik enthalten.

Regionaldirektions-Chef Markus Biercher sagte, im Gegensatz zur Flüchtlingsbewegung aus Syrien 2015/16, als auf Arbeit um jeden Preis gesetzt worden sei, fokussiere man sich bei den Ukrainern auf den Einsatz ihrer mitgebrachten Fähigkeiten. Wer in der Ukraine in einem kaufmännischen Beruf gearbeitet hat, solle jetzt nicht im Zimmerservice arbeiten. Für qualifizierte Tätigkeiten sei das Beherrschen der deutschen Sprache ein Schlüssel, doch das dauere. Es gebe auch nicht überall ausreichend Plätze in Sprachkursen, ebenso sei es bei Kita-Plätzen für Kinder. Wartezeiten auf einen Platz im Sprach- und Integrationskurs reichten von fünf Wochen in der Großstadt bis zu drei, vier Monaten in manchen ländlichen Gebieten.

Werden die Flüchtlinge herausgerechnet, gibt es dennoch einen Anstieg um 2300 Erwerbslose im Jahresvergleich, so die Regionaldirektion weiter. Die Jobs sind weniger geworden. Im März waren dem Bericht zufolge 575.100 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt - 0,5 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Einen Grund dafür sieht Biercher in der Pleite der MV-Werften Anfang 2022. Vom Jobrückgang betroffen seien hauptsächlich Stellen von Werftarbeitern, bei Zulieferern an der Küste und in Zeitarbeitsfirmen. Das könne man deutlich sehen. Die infolge der MV-Werften-Pleite verloren gegangenen Arbeitsplätze seien noch nicht in vollem Umfang wieder neu entstanden.

Die Personalnachfrage lag dem Bericht zufolge im Mai 9,4 Prozent unter dem Niveau von vor einem Jahr. Im Vergleich zum April betrage der Rückgang an offenen Stellen 3,1 Prozent. Personal suchten derzeit vor allem das Gesundheits- und Sozialwesen, das verarbeitende Gewerbe, das Gastgewerbe und der Handel. Biercher sprach in dem Zusammenhang von „Wölkchen am Konjunkturhimmel“.

Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) sieht den Arbeitsmarkt im Nordosten in einer robusten Verfassung. Unternehmen, Branchen und Regionen stünden in einem immer stärkeren Wettbewerb um qualifizierte sowie motivierte Arbeits- und Fachkräfte, erklärte er. „Für die Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern ist das die elementare Herausforderung, um mehr Wertschöpfung erreichen zu können. Ein volles Auftragsbuch nützt wenig, wenn die Arbeitskräfte fehlen, die Aufträge umzusetzen.“ Bundeswehr, Gesundheitsbranche und der öffentliche Dienst konkurrierten mit der Privatwirtschaft um Mitarbeiter.

Die niedrigste Erwerbslosenquote meldete im Mai der Landkreis Rostock mit 5,8 Prozent. Die höchste Quote wurde in der Landeshauptstadt Schwerin mit 9,3 Prozent registriert.