Schwerin (dpa/mv). Immer mehr Menschen steigen aufs Rad. Das ist gut für die Gesundheit und fürs Klima, hat aber auch Schattenseiten, wie vorläufige Daten zu Verkehrsunfällen 2022 in Mecklenburg-Vorpommern zeigen.

Nach einem zwischenzeitlichen Rückgang bei Fahrradunfällen in Mecklenburg-Vorpommern zeichnet sich eine Trendumkehr ab. Das Innenministerium in Schwerin geht nach vorläufigen Daten davon aus, dass 2022 mehr Radfahrerinnen und Radfahrer bei Verkehrsunfällen verunglückten als im Jahr davor. 2021 waren es 1526 Personen und damit 8,5 Prozent weniger als 2020. Die endgültigen Zahlen für 2022 will das Innenministerium Anfang Mai in Schwerin vorstellen. Deutschlandweit ist nach vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes im Vergleich zum Vorjahr mit einer Zunahme von gut 16 Prozent zu rechnen.

Den absehbaren Anstieg im Nordosten führt der Landesvorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), Horst Krumpen, einerseits auf Mängel bei der Radinfrastruktur zurück. Er verweist aber auch darauf, dass mehr Menschen im Land Rad fahren, darunter auch mehr ältere. Das sei „einerseits positiv, weil es ja auch ein kleiner Beitrag zur Verkehrswende ist“. Andererseits lege der Anstieg der Radfahrenden „die Fehler im System noch viel deutlicher offen als vorher“.

Die Infrastruktur komme nicht hinterher, beklagte der ADFC-Landesvorsitzende. An acht bis vierzehn Prozent der Kreisstraßen in MV gebe es einen straßenbegleitenden Radweg - das sei zu wenig. Wenn man eine Verkehrswende wolle und das Fahrrad Teil der Lösung sein solle, müssten unter anderem mehr Radwege gebaut werden, meint Krumpen.

Seiner Einschätzung nach passieren viele Unfälle auch dadurch, dass Menschen, die auf ein Fahrrad mit elektrischer Unterstützung umsteigen, Schwierigkeiten mit dessen Gewicht haben. Die Geschwindigkeit richtig einzuschätzen, sei ebenfalls schwierig.

Tatsächlich zeigen die vorläufigen Daten laut dem Schweriner Innenministerium, dass der Anteil von Pedelec-Fahrern an allen verunglückten Radfahrern in MV 2022 gestiegen ist. Auch auf Bundesebene ist die Zahl der verunglückten Pedelec-Fahrer nach aktuellem Stand im vergangenen Jahr doppelt so stark gestiegen wie die Zahl aller verunglückten Radfahrer.

Der ADFC-Landesvorsitzende Krumpen wünscht sich, dass das Land darüber nachdenke, wie etwa in Zusammenarbeit mit der Verkehrswacht und dem ADFC ein Programm für Pedelec-Fahrschulen aufgelegt werden könne. Dabei gehe es ihm nicht um verpflichtende Fahrstunden, sondern um eine Hilfeleistung.

Neben der Zahl der verunglückten Radfahrerinnen und Radfahrer sind in MV nach den vorläufigen Daten auch die Unfälle mit Personenschaden gestiegen, an denen E-Scooter beteiligt waren. 66 solcher Unfälle gab es den Angaben zufolge 2022. Das sind laut dem Landesinnenministerium zwar 20 mehr als im Vorjahr - insgesamt würden Unfälle mit E-Tretrollern aber eher eine untergeordnete Rolle spielen im Nordosten.