Schwerin (dpa/mv). Die Zahl der Straftaten ist 2022 - mit dem Ende der Corona-Maßnahmen - in Mecklenburg-Vorpommern angestiegen. Der Innenminister sieht dennoch einen abnehmenden Trend in der Kriminalstatistik. Die politisch motivierte Kriminalität erreicht derweil einen neuen Höchststand.

Der abnehmende Einfluss der Corona-Pandemie hat im vergangenen Jahr zu einem Anstieg der registrierten Straftaten geführt. „Die Pandemie hatte deutliche Einflüsse auf das Leben der Menschen und somit auf das Kriminalitätsgeschehen“, sagte Innenminister Christian Pegel (SPD) am Dienstag in Schwerin. Beispielhaft verwies er auf die Zahl der Diebstähle, die sich mit über 30.000 im Vergleich zum Vorjahr mehr als versiebenfacht hatten.

Insgesamt hat die Zahl der Straftaten den Zahlen zufolge im Nordosten mit 106.559 Fällen zum Vorjahr um 2 Prozent zugenommen. Im Vor-Corona-Vergleich zu 2019 weise das Zahlenwerk jedoch weiter rund 5000 Delikte weniger aus, so der Minister. Er sieht daher weiter einen abnehmenden Trend. Auch die Zahl der Diebstähle liege - trotz des sprunghaften Anstiegs - unter den Zahlen von 2019.

Auch die Zahl der politisch motivierten Straftaten - die in einer eigenen Statistik erfasst wird - ist laut Pegel im Vergleich zu 2021 angestiegen: Und zwar deutlich. „Die Gesamtfallzahl der politisch motivierten Kriminalität ist um 19,2 Prozent gestiegen“, sagte er. Mit 2070 sei erstmals die Marke von 2000 Fällen überschritten worden - im Vorjahr waren es demnach 1736.

Diese Entwicklung ist zum Bedauern des Ministers seit 2020 zu beobachten, das jetzt erreichte Niveau stelle ein Allzeithoch dar. Pegel betonte zudem, dass dies nur das Hellfeld der bekannten Fälle sei, über die Dunkelziffer könne er keine Angaben machen.

In Bezug auf die Ursachen machte der Innenminister klar, dass sowohl die Proteste gegen die Corona-Maßnahmen, der Ausbruch des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine als auch die Energiekrise hier einen erheblichen Einfluss auf die Zahlen hatten. Allein der Kontext des russischen Angriffskrieges habe zu einem Anstieg um 334 Fälle geführt.

Die Mehrheit der politisch motivierten Taten ordnet das Landeskriminalamt dem rechten politischen Spektrum zu, die Zahlen stiegen hier von 971 im Jahr 2021 auf nun 1142. Im linken politischen Spektrum weist die Statistik dagegen einen Rückgang von 226 auf 174 aus. 705 Fälle seien 2022 nicht eindeutig zuzuordnen gewesen, auch in dieser Kategorie gab es einen deutlichen Anstieg zum Vorjahr um 200 Zähler. Mit 37 und 12 registrierten Fällen spielten Fälle, die durch eine ausländische oder religiöse Ideologie motiviert wurden, eher eine untergeordnete Rolle.

Unter den Straftaten, bei denen keine spezifische Zuordnung möglich war, zählte die Statistik 374 Straftaten mit Corona-Bezug und 121 mit Bezug zum Ukrainekrieg. Wie der Innenminister erläuterte, fallen die Straftaten der vom Verfassungsschutz als „Delegitimierer“ bezeichneten Personen - die den demokratischen Staat ablehnen, ohne klar zuordenbar zu sein - mehrheitlich in diesen Bereich. Entscheidend sei jedoch die begangene Straftat.

Doch auch außerhalb der politisch konnotierten Kriminalität gibt es aus Sicht des Innenministers Grund zur Sorge: insbesondere bei der Entwicklung im Bereich Kinderpornografie. Die Meldungen auf Bundesebene hätten sich in acht Jahren fast verzehnfacht: Von 14.500 im Jahr 2015 auf 136.437 im Vorjahr - 2021 waren es 78.600. „Diese - bundesweit - steigenden Zahlen sind ganz überwiegend mit der Zunahme von Verdachtsmeldungen aus den USA zu erklären“, so Pegel.

Seit 2012 sind demnach US-Internetdienste wie Google und Facebook zur Prüfung ihrer Systeme auf entsprechende Inhalte verpflichtet. Der Anteil der Meldungen mit Bezug zu Mecklenburg-Vorpommern hat sich den Angaben nach im Vergleich zu 2021 auf 1168 fast verdoppelt. Dieser Trend sei laut Pegel auch auf europäischer Ebene wie auch weltweit zu beobachten. Er fügte an, dass mit 239 knapp die Hälfte der Tatverdächtigen jünger als 18 Jahre alt war. An die Eltern im Land gerichtet betonte er: „Es ist an uns: Bitte lassen Sie uns unsere Kinder sensibilisieren.“