Berlin/Sellin (dpa/mv). Der große Widerstand gegen ein vor Sellin geplantes LNG-Terminal zeigt Wirkung. Der Bund sucht nach einenm anderen Standort. Das könnte sich auf den Zeitplan auswirken - und Kritik bleibt.

Die Standortfrage für ein Terminal für Flüssigerdgas vor der Küste Rügens ist wieder offen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) ließ zumindest erkennen, dass er angesichts des Widerstands von dem ursprünglich geplanten Standort vor Sellin abrückt. Ein Ende der Diskussionen und Kritik bedeutet das längst nicht. Mit Plänen für ein LNG-Terminak hatte die Bundesregierung im Nordosten zuletzt viel Kritik hervorgerufen. Auch fehlende Informationen aus Berlin wurden wiederholt beklagt.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur vom Mittwoch prüft das Wirtschaftsministerium den Hafen Mukran als anderen Standort und präferiert Mukran nach dem aktuellen Stand der Prüfungen. Eine Entscheidung solle zeitnah getroffen werden.

Die Schweriner Landesregierung hat die Neuigkeiten vorsichtig begrüßt. „Es ist gut, dass die Bundesregierung nach Alternativen zu Sellin sucht“, erklärte Landeschefin Manuela Schwesig (SPD). „Wir brauchen einen Standort, der funktioniert. Das heißt: Tourismus, Natur und Akzeptanz der Bevölkerung müssen berücksichtigt werden.“

Der Schweriner Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) sagte: „Wir haben viele Gespräche mit dem Bund geführt, damit er Alternativen zu einem Standort Sellin in den Blick nimmt. Das haben wir erreicht und der Bund prüft jetzt Alternativen weiter raus auf See, in Mukran und in Rostock.“

Ursprünglich sahen Pläne den Bau zweier Anleger vor Sellin vor. Hier sollten Spezialschiffe zur Anlandung von Flüssigerdgas (LNG) festmachen. Es wäre nach dem Mitte Januar in Lubmin offiziell gestarteten Terminal das zweite in Vorpommern.

Nach dpa-Informationen war die angedachte Lösung vor Sellin auch angesichts des straffen Zeitplans verfolgt worden. Noch zum kommenden Winter sollte ein vom Bund gechartertes Spezialschiff zur Regasifizierung von Flüssigerdgas und Einspeisung in Form von Erdgas vor Sellin einsatzbereit sein. Ob ein Terminal etwa in Mukran so schnell an den Start gehen kann, ist fraglich, weil hier eine Ausweitung des Hafens samt Ausbaggerung Voraussetzung sein könnte.

Vom Hafen selbst hieß es am Mittwoch nur, man sei offen für neue Geschäftsbereiche. „Allerdings liegt uns zu der aktuellen Anfrage nicht genügend Datenmaterial vor, um eine Aussage treffen zu können.“

Mukran als alternativer Standort wird auch nicht die Gemüter auf der Insel beruhigen. „Der Standort Mukran ist definitiv keine passende Alternative für ein LNG-Terminal“, heißt es in einer Mitteilung mehrerer Bürgermeister vom Mittwoch. Die Gemeindevertreter vom Südosten der Insel forderten, Rügen müsse insgesamt von den LNG-Planungen der Bundesregierung ausgenommen werden. Die erwarteten Probleme für Natur, Einwohner und den Tourismus verlagerten sich nur.

Schwesig deutete an, dass sie vom Bund auch den Nachweis verlange, ob ein weiteres Terminal im Nordosten überhaupt gebraucht wird. „Der Bund muss überzeugend darlegen, was es bedeutet, wenn das Terminal kommt und was es bedeuten würde, wenn es nicht kommt.“