Stralsund (dpa/mv). In der Hansestadt findet wieder Schiffbau statt. Die Norweger legen nun los - mit Wartung, Reparatur sowie kleiner Belegschaft. Und sie hoffen weiter auf Neubauprojekte.

Das neueste Schiffbauprojekt auf der Werft in Stralsund ist in Form eines mehr als 90 Meter langen Katamarans angekommen. Die rote Hochgeschwindigkeitsfähre befand sich am Dienstag für Reparaturen und Wartung auf dem Weg in die große Schiffbauhalle am ehemaligen MV-Werften-Standort. Wie Carsten Stellamanns, einer der Geschäftsführer von Fosen Yard in Deutschland, weiter sagte, handelt es sich um das erste Projekt der Norwegischen Schiffbauer in der Hansestadt. „Das ist etwas Besonderes. Wir freuen uns, dass es jetzt endlich losgeht.“

Das Schiff solle etwa drei Wochen inspiziert werden, übliche Reparaturen durchlaufen und eine neue Brandmeldeanlage erhalten. Auch die vier Antriebsjets sollen gewartet werden. Ab April soll die Fähre, die mehr als 80 Kilometer pro Stunde fahren kann, wieder für die Reederei FRS Baltic von Sassnitz auf Rügen nach Schweden starten.

Etwa 20 Mitarbeiter will Fosen Yard damit beschäftigen. Zehn sollen nach Aussage Stellamanns bis Ende der Woche eingestellt werden. Die übrigen Arbeitskräfte kämen von ortsansässigen Partnerfirmen. Darüber hinaus sollten relativ kurzfristig auch noch Mitarbeiter kommen, deren Wissen für die Vorbereitung der Werft auf Folgeprojekte notwendig sei. Diese seien zwar noch nicht spruchreif. Man arbeite aber mit Hochdruck daran und befinde sich in Verhandlungen.

Fosen Yard setze weiterhin auf Pläne, in Stralsund Expeditionskreuzfahrtschiffe zu bauen. Dafür komme auch die Übernahme von Teilen in Frage, die ursprünglich für die „Crystal Endeavor 2“ gedacht waren und noch in Stralsund lagern. Das luxuriöse Vorgängerschiff war noch von MV-Weften gebaut worden. Für den Bau eines solchen Schiffes braucht es laut Stellamanns deutlich mehr als 100 Mitarbeiter - allerdings nicht alle zu Anfang. Das Erreichen der 100er-Marke in diesem Jahr hält Stellamanns dennoch für realistisch.

Fosen-Chef Anders Straumsheim hatte nach früherer Aussage bereits für vergangenen Herbst einen Vertragsabschluss angepeilt. Stellamanns verwies auf schwankende Materialpreise, unsichere Verfügbarkeiten von Material, aber auch eine zunächst unklare Perspektive für die Kreuzfahrtbranche nach der Corona-Krise. „Das hat das Ganze natürlich verzögert.“ Dennoch sagte er: „Wir haben eine super Werft hier.“ Man habe gute Mitarbeiter - sowohl bereits eingestellte als auch potenzielle - und könne relativ schnell die Produktion hochfahren. „Wenn wir nicht optimistisch wären, würden wir's nicht tun.“

Die Stadt Stralsund hatte die Werft nach der Insolvenz der MV-Werften-Gruppe gekauft und entwickelt einen maritimen Gewerbepark. Fosen Yard war der zweite Pächter und hat die große Schiffbauerhalle gemietet. Mittlerweile haben sich mehrere Unternehmen angesiedelt - darunter ein Windkraftunternehmen, ein Maschinenbauer, ein Stahlbauunternehmen und eine auf Schiffsreparaturen spezialisierte Firma. Die Gewerkschaft IG Metall spricht von derzeit etwa 50 Industriearbeitsplätzen am Standort. Die MV-Werften-Gruppe habe bis zu 600 Beschäftigte in Stralsund gehabt. Viele hätten sich bereits anderweitig Arbeit gesucht.