Schwerin (dpa/mv). Mehr als die Hälfte der Lehrer in Mecklenburg-Vorpommern geht bis 2030 in Rente. Doch schon jetzt fehlt es an Nachwuchs-Pädagogen. Guter Rat ist teuer. Und wenn er kommt, trifft er - zumindest in wesentlichen Punkten - auf Widerstand.

Die Debatte um die richtige Strategie zur Behebung des Lehrermangels geht in Mecklenburg-Vorpommern in die nächste Runde. Anlass sind die jüngsten Empfehlungen der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz. Das Expertengremium hatte am Freitag die Situation als dramatisch eingeschätzt und unter anderem vorgeschlagen, das Unterrichtspensum für Pädagogen zu erhöhen und die Möglichkeiten für Teilzeitbeschäftigung spürbar einzuschränken, um die Unterrichtsversorgung sicherzustellen.

Mecklenburg-Vorpommerns Bildungsministerin Simone Oldenburg (Linke) kündigte eine Prüfung der Vorschläge an, die durchaus Perspektiven zur Verbesserung der personellen Situation an Schulen eröffneten. Doch machte sie zugleich deutlich, wo sie die Grenzen sieht. „Eins steht fest: Es wird keine Anhebung der Unterrichtsverpflichtung, keine Beschränkung bei der Teilzeitregelung und keine größeren Klassen geben“, betonte sie. Eine Verschlechterung der Unterrichts- und Arbeitsbedingungen führe auf Dauer zu noch größerem Lehrermangel und damit zu einer Vergrößerung der Lerndefizite bei Schülerinnen und Schülern.

Am Dienstag will sich der Landesverband der Erziehungsgewerkschaft GEW in Schwerin zur Personalsituation an den Schulen des Landes und zu den Vorschlägen der Expertenkommission äußern. Zuvor schon machte der GEW-Landesvorsitzende Nico Leschinski aber deutlich, dass er fest auf die Zusage der Bildungsministerin baue, weder die Teilzeit noch die Vergünstigungen für ältere Pädagogen anzutasten. „Darüber hinaus bleibt eine Absenkung der Pflichtstunden für uns als Gewerkschaft ein erklärtes Ziel, über das wir auch im Bildungspakt weiterverhandeln“, betonte Leschinski.

Die Aussichten dafür stehen angesichts des hohen und wegen der bereits einsetzenden Pensionierungswelle wachsenden Personalbedarfs eher schlecht. Erst am Mittwoch hatten die Regierungsfraktionen von SPD und Linke im Landtag einen CDU-Antrag zur schrittweisen Senkung der vergleichsweise hohen Zahl von Pflichtstunden um bis zu zwei Schulstunden pro Woche abgelehnt. „980 Vollzeitkräfte wären zusätzlich nötig, um diesen Vorschlag umzusetzen. Und die gibt es einfach nicht“, hatte Oldenburg erklärt. Mit bis zu 27,5 Stunden pro Woche gehört Mecklenburg-Vorpommern zu den Bundesländern mit der höchsten Unterrichtsverpflichtung für Lehrkräfte.

Der CDU-Landtagsabgeordnete Torsten Renz kritisierte die Ablehnung seines Vorschlags. „Die Überbelastung der Lehrkräfte in Mecklenburg-Vorpommern hätte damit nach fast 20 Jahren ein Ende gefunden. Mit direkten Auswirkungen auf die Attraktivität des Lehrerberufs und die Unterrichtsqualität in MV“, so der Oppositionspolitiker. Er forderte Oldenburg auf, ihren Erkenntnissen auch Taten folgen zu lassen.

Die Ministerin hatte in der Landtagsdebatte auf eine Reihe von bereits vollzogenen Änderungen verwiesen, mit denen das Land die Attraktivität des Lehrerberufs erhöht habe. Dazu gehörten die Verbeamtung junger Pädagogen, zusätzliche Anrechnungsstunden für ältere Lehrer, bessere Bezahlung für Grundschullehrer oder vereinfachte Einstellungsverfahren. Nach Angaben Oldenburgs scheiden bis 2030 etwa 7000 der aktuell gut 12.000 Lehrerinnen und Lehrer aus dem Schuldienst des Landes aus. Diese zu ersetzen sei aufgrund der demografischen Entwicklung und des bundesweiten Lehrermangels eine große Herausforderung.