Rostock (dpa/mv). Im Kampf gegen den Klimawandel greifen Aktivisten oft zu umstrittenen Mitteln. Ob Straßenblockaden oder eine Kartoffelbrei-Attacke auf ein wertvolles Monet-Gemälde - jungen Menschen reißt mitunter der Geduldsfaden. Die Frage ist, wann Grenzen überschritten sind.

Das Eine-Welt-Landesnetzwerk M-V hat angesichts der Klimakrise ein radikales und unbequemes Handeln der Politik gefordert und dabei auch Verständnis für Aktionen der sogenannten „Letzten Generation“ gezeigt. Momentan tue die Politik in Deutschland so, als wäre ein „weiter so“ möglich, sagte die Geschäftsführerin der Organisation, Andrea Krönert, der Deutschen Presse-Agentur. „Das ist fahrlässig, denn die Wissenschaft ist sich längst einig und die Erkenntnisse über den menschengemachten Klimawandel liegen vor.“

Die Gruppe „Letzte Generation“ sorgt mit ihren Blockadeaktionen an Straßenkreuzungen oder zuletzt auch am Hauptstadtflughafen BER sowie mit Aktionen in Kunstmuseen derzeit oft für Schlagzeilen und teils deutliche Kritik. „Es ist nicht unsere Protestform, aber wir haben Verständnis für die Aktivistinnen und Aktivisten. Menschen, die wie wir seit Jahren für Klimaschutz eintreten, wurden in ihren bisherigen Protestformen nicht gehört“, so Krönert.

Die Aktionen der letzten Generation störten und provozierten, so Krönert. Aber die Aktivisten lehnten Gewalt gegen Mensch und Tier ab. Sie sähen sich vielmehr in der Tradition des zivilen Ungehorsams, der eine lange Geschichte habe. Krönert betonte, seit dem Klimagipfel 2009 in Kopenhagen sei wenig passiert. Das sei eine Schande. „Insofern können wir die Ohnmacht, die Sorgen und den Frust total nachvollziehen und verstehen.“

Das Landesnetzwerk ist der Dachverband der entwicklungspolitischen Initiativen in MV mit derzeit 58 Mitgliedern. Der Verein wurde 1999 gegründet und sind seit 2001 als gemeinnütziger Verein anerkannt.

Politiker, die Strafen oder gar Präventivhaft für die Aktivisten der „Letzten Generation“ forderten, empfahl das Landesnetzwerk sich das Ausmaß der Klimakrise vor Augen zu führen und in Relation zu den Aktionen zu setzen. Es obliege grundsätzlich der Justiz die Strafbarkeit der Aktionen zu prüfen, was bereits geschehe. Die Aktivisten entzögen sich weder der Justiz noch den Strafen.

Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) hatte die Klimaaktivisten nach der Flughafen-Blockade deutlich kritisiert. „Wer gewaltsam einen Zaun zerschneidet, auf ein Flugfeld eindringt und dort den Flugverkehr behindert, macht sich in mehrfacher Hinsicht strafbar“, hatte er der „Bild am Sonntag“ gesagt. „Gewalt als Mittel der politischen Auseinandersetzungen hat in der Demokratie nichts verloren.“