Schwerin (dpa/mv). Die Landesregierung will beim Thema Gleichstellung vorankommen und einen Maßnahmenkatalog entwickeln. Die zuständige Ministerin sieht hierbei trotz Fortschritten noch Luft nach oben, auch in ihrem eigenen Ressort.

Aus Sicht der Justiz- und Gleichstellungsministerin Jacqueline Bernhardt (Linke) gehen Frauen aktuell im Justizwesen mit einem Handicap in den Wettstreit um Führungspositionen. Im Rahmen der Gleichstellungspolitik gehe es zunächst darum, Bewerberinnen in die Situation zu bringen, sich gleichberechtigt der Bestenauslese stellen zu können, sagte sie am Dienstag in Schwerin.

Um das Thema der Chancengleichheit von Frauen und Männern insgesamt in Mecklenburg-Vorpommern voranzutreiben, will die Landesregierung einen Maßnahmenkatalog erarbeiten. Hierzu soll am Mittwoch eine Arbeitsgruppe aus den Staatssekretärinnen und Staatssekretären der Ministerien ihre Arbeit aufnehmen. Bis Ende 2024 oder Anfang 2025 soll die Sammlung konkreter Ziele und Vorhaben fertig sein. Auch Vereine, Verbände, Netzwerke und die Öffentlichkeit sollen in diesen Prozess eingebunden werden. Bernhardt zufolge werde die Umsetzung der Vorhaben wahrscheinlich länger dauern als die aktuelle Legislaturperiode bis 2026.

Die Ministerin sieht dabei auch den Bedarf in ihrem eigenen Ressort: Nur jede dritte Führungsposition an den Gerichten und Staatsanwaltschaften im Nordosten sei aktuell mit einer Frau besetzt. Im Justizvollzugsdienst liege der Frauenanteil bei 26 Prozent. Bernhardt bezeichnete das als „ausbaufähig“. Die Linken-Politikerin betonte jedoch mehrmals, dass Gleichstellung eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist: „Gleichstellung ist auf vielen Ebenen noch nicht erreicht. Doch eine aktive Gleichstellungspolitik muss alle Bereiche des modernen Sozialstaats prägen“.

Wichtig sei hierbei auch die gleiche Bezahlung: Den Angaben des Ministeriums zufolge liegt der Lohnunterschied zwischen den Geschlechtern hierzulande bei 5 Prozent. Damit ist die Kluft im Nordosten schon deutlich kleiner als im Bundesschnitt, wo der Durchschnittsverdienst von Frauen um 18 Prozent niedriger sei als der von Männern.

Aus Sicht der Beauftragten der Landesregierung für Gleichstellung und Frauen, Wenke Brüdgam, ist es wichtig, auch die Themenfelder zu beleuchten, bei denen die Bedeutung der Gleichstellung nicht auf den ersten Blick klar ist: Als Beispiel nannte sie die Verteilung von Landbesitz in der Agrarindustrie. Zunächst sollen ihren Worten nach jedoch Daten aus dem Statistischen Landesamt, der Arbeitsagentur und in Form von Studien gesammelt werden, um die Problemfelder klar benennen zu können.