Schwerin (dpa/mv). Ohne intakte Moore kann Mecklenburg-Vorpommern nicht klimaneutral werden, stellt Umweltminister Backhaus im Landtag klar und nennt ehrgeizige Ziele. Zugleich gerät ein intaktes Moor wegen einer geplanten Hafenerweiterung in Rostock in Gefahr.

Mecklenburg-Vorpommern muss nach Worten von Umweltminister Till Backhaus (SPD) fast die Hälfte aller trockengelegten Moore bis 2040 wiedervernässen, um seine Klimaziele zu erreichen. «Von den 300.000 Hektar Mooren im Land werden wir alles daran setzen, 130.000 Hektar in die Renaturierung, in die Vernässung zu geben», sagte Backhaus am Donnerstag im Landtag. Bisher seien 35.000 Hektar renaturiert worden, weitere knapp 5000 Hektar in 24 Projekten derzeit in der Umsetzung.

Moore machen 12,5 Prozent der Landesfläche in MV aus. Viele von ihnen wurden in den vergangenen Jahrhunderten und besonders zu DDR-Zeit mit Kanälen trockengelegt, um auf ihnen Landwirtschaft zu betreiben. Aus diesen Mooren entweicht Experten zufolge rund ein Drittel des gesamten CO2-Ausstoßes des Bundeslandes.

Die beiden größten trockengelegten Moore in Mecklenburg-Vorpommern sind die Friedländer Große Wiese in den Landkreisen Mecklenburgische Seenplatte und Vorpommern-Greifswald sowie die Lewitz südlich von Schwerin. Die Lewitz allein umfasst nach Worten von Backhaus rund 17 000 Hektar. Dort gebe es viel Landwirtschaft großer und kleiner Nutzer, dies müsse berücksichtigt werden, sagte er. Als größter Landwirt dort gilt ein Gestüt des einstigen Weltklasse-Springreiters Paul Schockemöhle mit mehreren Tausend Pferden.

Backhaus betonte, bei der Wiedervernässung gehe es nicht darum, die Flächen komplett unter Wasser zu setzen, sondern den Wasserstand so anzuheben, dass auf den heute oft landwirtschaftlich genutzten Flächen noch eine gewisse Nutzung möglich bleibe. CO2 entweicht aus Mooren bei der Zersetzung von Torf, wenn dieser trocken liegt.

Parallel zu diesen Plänen gerät ein intaktes Moor im Zusammenhang mit der geplanten Erweiterung des Rostocker Hafens - unter anderem für ein 2025 geplantes LNG-Terminal - in Gefahr. Dafür müsste ein wertvolles Küstenüberflutungsmoor vernichtet werden, wie der Grünen-Abgeordnete Hannes Damm ebenfalls am Donnerstag im Parlament sagte. Umweltschutzorganisationen sprechen von 200 Hektar, die betroffen seien.

Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) verteidigte das Vorhaben. Der in Rostock im Jahr 2025 geplante Bau eines schwimmenden LNG-Terminals sei eine Vorsorgemaßnahme für die Versorgungssicherheit, sagte er. Deutschland benötige auch nach dem Winter 2022 Flüssiggas. Wie viel genau, ist nach seinen Worten noch unklar. «Niemand von uns kann abschließend beurteilen, wie sich die Versorgungslage in den nächsten Jahren weiter entwickeln wird», so der Minister. Meyer versicherte, die Umweltprüfungen für die Erweiterung des Rostocker Hafens würden gemäß den deutschen Gesetzen durchgeführt.