Barth (dpa/mv).

Im Nordosten nähert sich die Kranichsaison ihrem Höhepunkt. Mittlerweile rasteten schätzungsweise 35.000 Kraniche entlang der Küste zwischen Barth (Vorpommern-Rügen) im Westen und einschließlich Rügen im Osten, sagte Günter Nowald, Leiter des Nabu-Kranichzentrums in Groß Mohrdorf bei Stralsund. «Den Rasthöhepunkt werden wir dann zwischen dem 5. und 15. Oktober normalerweise haben.» Dann seien zwischen 40.000 und 70.000 Kraniche gleichzeitig vor Ort.

Auch im Binnenland von Mecklenburg-Vorpommern sind nach Aussage Nowalds die Großvögel anzutreffen, etwa in der Müritzregion. Insgesamt zögen vermutlich etwa 175.000 Kraniche während einer Saison durch Mecklenburg-Vorpommern. Sie kommen demnach aus Skandinavien und Osteuropa und ziehen vor allem nach Spanien, aber immer häufiger auch nach Frankreich. In Spanien hätten sich im vergangenen Winter mehr als 250.000 und in Frankreich mehr als 150.000 Tiere aufgehalten. «Und einige wenige tausend Kraniche bleiben tatsächlich mittlerweile auch in Deutschland.»

Der Nordosten biete sich besonders für die Beobachtung der Tiere an. So könne man den Einflug in die Schlafplätze etwa von Schiffen aus beobachten. Eine andere Möglichkeit sei die zweigeschossige Beobachtungsstation am Günzer See - das «Kranorama». Davor gebe es eine Fütterungsfläche. «Deshalb sind da auch eigentlich immer Kraniche, Gänse, bis hin zu Seeadlern anzutreffen», sagte Nowald.

Vogelliebhaber sollten sich langsam auf den Weg machen. «Am schönsten ist es tatsächlich bis Mitte Oktober. Danach nehmen die Zahlen auch wieder ab, und die Tage werden ja auch immer kürzer.»

Mittlerweile gibt es laut Nowald wegen Schutzmaßnahmen auch wieder Kraniche, die in Deutschland brüten. Von über 11.000 Brutpaaren sprach der Leiter, davon etwa die Hälfte im Nordosten. Dahinter folgten Brandenburg, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein. «Mittlerweile haben wir ja in vielen Bundesländern Kraniche.» In einigen wie Hessen, Thüringen oder in Baden-Württemberg seien es nur ein Paar oder eine Handvoll Paare.

Wegen zunehmender Trockenheit brüteten die Paare allerdings vielfach nicht. Den Tieren fehle häufig der feuchte Untergrund als Schutz etwa vor Füchsen oder Schwarzwild, erklärte Nowald.