Schwerin (dpa/mv).

Nach Angaben der gesetzlichen Krankenkasse AOK Nordost haben interne Datenanalysen die Vermutungen bestätigt, dass im Sommer weit mehr Menschen an Corona erkrankt waren, als in der offiziellen Statistik erfasst. «Das Ende der Testpflicht und der kostenlosen Tests hat dazu geführt, dass sich die Dunkelziffer von Corona-Fällen im Sommer offenbar mehr als verdoppelt hat», teilte AOK-Sprecher Dirk Becker am Freitag in Schwerin mit. Die offizielle Corona-Inzidenz habe im August rund 3,4 mal niedriger gelegen als im Februar, die Zahl der Corona-Krankmeldungen bei AOK-Versicherten aber nur 1,3 mal niedriger.

Neben Corona-Infektionen sorgten laut Statistik vor allem Atemwegserkrankungen maßgeblich für den außergewöhnlich hohen Krankenstand im Sommer. Mit 27.800 Atemwegs-Krankmeldungen habe es fast dreieinhalb Mal so viele wie in den Vorjahren gegeben. Laut Becker meldeten sich im Juni, Juli und August in Mecklenburg-Vorpommern insgesamt rund 188.000 AOK-Versicherte krank und damit so viele wie noch nie in diesem Zeitraum. Im Mittel der Vorjahre habe es in den drei Sommermonaten mit rund 122 000 Krankmeldungen etwa 54 Prozent weniger gegeben, hieß es.

«Das Ende der Maskenpflicht in vielen Bereichen hat bewirkt, dass die Schnupfen-Saison in diesem Jahr bis in den Sommer hineinreichte. Die Menschen holten offenbar viele Infekte nach, die durch die Kontaktbeschränkungen der vergangen zwei Jahre unterbunden worden waren», sagte Becker zur Erklärung.

Zuvor hatten auch andere Versicherungen wie die Techniker Krankenkasse, die Barmer oder die KKH über vergleichsweise hohe Krankenstände berichtet. Demnach hatten Kindertagesstätten und Arztpraxen im ersten Halbjahr besonders stark unter Personalausfällen zu leiden. Doch auch in der Wirtschaft hätten sich Arbeitnehmer deutlich häufiger wegen grippaler Infekte oder Corona-Ansteckungen krank gemeldet, hieß es.

Laut Ersatzkassen-Verband vdek hat die AOK im Nordosten über 400.000 Versicherte, die Techniker knapp 200.000 und die Barmer etwa 270.000.