Waren (dpa/mv). MV-Wirtschaftsminister Meyer hat eine große Gießerei und andere Firmen besucht. Sein Fazit: Ohne Strom durch Kernkraft und den Preisdeckel bei Energie stehen viele Firmen vor existenziellen Problemen.

In der Energie-Diskussion in Deutschland hat sich Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) für den Weiterbetrieb der bestehenden Atomkraftwerke und einen Energiepreisdeckel ausgesprochen. «Wir müssen zeigen, der Staat tut alles, was er kann», sagte Meyer am Mittwoch beim Besuch der Schiffsschraubengießerei Mecklenburger Metallguss GmbH (MMG) in Waren an der Müritz. Ziel der Politik müsse es sein, bezahlbare Energiepreise für private Haushalte und Unternehmen zu sichern.

Meyer besuchte neben der MMG, die als Weltmarkführer beim Guss riesiger Schiffspropeller gilt, auch einen Maschinenbauer in Neubrandenburg und ein Bio-Medizinunternehmen in Teterow (Landkreis Rostock). Alle Branchen bräuchten planbare Energiekosten, da sonst ihre Kalkulationen auch nicht mehr aufgehen, betonte der Minister. Deshalb müssten Strom- und Gaskosten bei 80 Prozent des Verbrauchs vom Niveau vor dem Krieg in der Ukraine gedeckelt werden.

Meyer sieht den Weiterbetrieb von Kernkraftwerken auch aus psychologischer Sicht als «wichtig» an. «Auch wenn es wenig hilft, es hilft», erläuterte der Minister, nachdem er bei einem Rundgang die Entstehung der Riesenpropeller in der Gießerei gesehen hatte.

MMG hat 200 Beschäftigte und nach Angaben von Geschäftsführer Lars Greitsch eine sehr gute Auftragslage. Derzeit werden im Jahr bis zu 100 Propeller gefertigt, die Mehrzahl wird in Asien an die Schiffe montiert. Zum Metallschmelzen in den Öfen wird viel Strom verwendet, doch der Schmelzprozess ist ohne Gas auch nicht möglich, sagte Greitsch. «Für uns ist Gas-Versorgungssicherheit ebenfalls wichtig.» So könne die Gießpfanne zum Schmelzen nur mit Gas vorgewärmt werden. «Sonst brauchen wir gar nicht erst anfangen», sagte Greitsch.

Die stark gestiegenen Energiekosten könne die Firma nicht an Kunden weitergeben, beschrieb der Geschäftsführer. In Asien und andere Staaten habe man kein Verständnis für die Energieprobleme, der Preis für die Schiffe liege fest, Lieferverzögerungen würden nicht toleriert. Die Gießerei, die riesige Containerschiffe, Tanker oder auch Kreuzfahrtschiffe ausrüstet, hat für eine Basismenge Strom zwar langfristige Verträge, muss wegen der hohen Auslastung einen Teil aber auch zukaufen.

Gut für MMG sei gegenwärtig, dass viele Reeder ihre Schiffe wegen der strengeren Umweltgesetze modernisieren müssten, sagte Greitsch. Denn dazu gehöre auch ein neuer Propeller mit höherem Wirkungsgrad.

Der Minister kündigte an, dass es für den Energiepreisdeckel schon in der kommenden Woche bei der Ministerpräsidentenkonferenz der Bundesländer eine Entscheidung geben kann. Sollte das nicht der Fall sein, werde Mecklenburg-Vorpommern eine Bundesratsinitiative starten. Es gebe viele kleine Unternehmen, die angesichts rasant gestiegener Energiekosten derzeit um ihre Existenz bangen.