Schwerin/Wiesbaden (dpa/mv).

Wie auch in anderen Bundesländern ist in Mecklenburg-Vorpommern die durchschnittliche Lebenserwartung während der Corona-Pandemie gesunken. Der Rückgang bewegte sich im Nordosten nach neuesten Daten im Ländervergleich im Mittelfeld. «In der Betrachtung zwischen 2019 und 2021 haben die südlichen Regionen Ostdeutschlands die stärksten Rückgänge verzeichnet», sagte Markus Sauerberg vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung am Mittwoch in Wiesbaden.

Die Daten für die Lebenserwartung beziehen sich jeweils auf die im entsprechenden Jahr geborenen Menschen. Für die Lebenserwartung wird ermittelt, welche durchschnittliche Lebenslänge sie erreichen würden, wenn die in einem Jahr verzeichneten altersspezifischen Sterblichkeitsraten über die nächsten 115 Jahre konstant gehalten würden.

Im Nordosten lag nach den Berechnungen der Experten die durchschnittliche Lebenserwartung neugeborener Jungen 2021 im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie rund 0,6 Jahre niedriger, bei neugeborenen Mädchen knapp 0,5. In den besonders von Corona-Wellen betroffenen Bundesländern Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen lag die durchschnittliche Lebenserwartung bei neugeborenen Jungen rund eineinhalb Jahre niedriger, bei neugeborenen Mädchen etwas mehr als ein Jahr.

Am anderen Ende der Skala steht Schleswig-Holstein. Dort kletterte die Lebenserwartung den Angaben zufolge zwischen 2019 und 2021 bei den neugeborenen Jungen sogar um 0,2 Jahre, während es bei den Prognosen für die neugeborenen Mädchen mit einem Minus von 0,2 einen vergleichsweise geringen Rückgang gab.

Deutschlandweit sank die Lebenserwartung im Verlauf des ersten Corona-Jahrs 2020 bei Jungen um 0,2 Jahre auf 78,49 Jahre und bei Mädchen um 0,1 Jahr auf 83,36 Jahre, wie aus den Berechnungen hervorgeht. Als 2021 die Alpha- und Delta-Varianten dominierten, sei sie bei Jungen um weitere 0,4 und bei Mädchen um 0,3 Jahre gesunken. Vor dem Beginn der Pandemie war die Lebenserwartung in Deutschland jährlich um etwa 0,1 Jahr gestiegen.

Eine sinkende Lebenserwartung von mehr als einem Jahr ist nach Einschätzung der Experten außerhalb von Kriegszeiten sehr ungewöhnlich. «Rückgänge in dieser Größenordnung wurden letztmals zum Ende der DDR verzeichnet», erklärte der Forschungsdirektor am Bundesinstitut, Sebastian Klüsener. Die starken regionalen Unterschiede seien unter anderem mit der Infektionslage, den ergriffenen Corona-Maßnahmen und dem Verhalten der Bevölkerung zu erklären. Auch die Nähe zu stark betroffenen Nachbarländern wie etwa Tschechien und Polen spiele eine Rolle.