Darmstadt (dpa/lhe). Ein «Kacktor», das in vielen Jahresrückblicken zu sehen sein dürfte, ist der Türöffner für Darmstadt 98 beim Sieg gegen Hansa Rostock. Das Lieberknecht-Team fordert nun den HSV.

Nach dem vierten Pflichtspielerfolg in Serie und dem Sprung in die Spitzengruppe der 2. Fußball-Bundesliga ist die Euphorie mal wieder groß beim SV Darmstadt 98. Mit einem spektakulären Flutlichtspiel beim 4:0 (2:0) gegen Hansa Rostock begeisterten die Lilien am Samstagabend ihre Fans. In Erinnerung bleiben wird den 14.120 Zuschauern am Böllenfalltor vor allem das Tor zum 1:0 nach einem Slapstick-Patzer von Hansa-Keeper Markus Kolke. «Wir haben dann zu Beginn der Partie den Türöffner gebraucht. Auch im Profifußball leidet man mit dem Torhüter mit», sagte SVD-Trainer Torsten Lieberknecht später.

Kolke hatte sich in der dritten Minute den Ball hingelegt, um ihn aus dem Strafraum zu schlagen. Während die Augen des 31 Jahre alten Kapitäns auf der Suche nach einer Anspielstation umherwanderten, sprintete Phillip Tietz heran und schob den Ball ins Tor. «Ich habe ihn einfach nicht gesehen», sagte Kolke nach der Partie im Sky-Interview. «Das ist ein schönes Kacktor. Ich freue mich schon auf die Überschriften und die ganzen Nachrichten, die kommen.»

Nach dem Jahresrückblick-reifen Treffer erhöhte Marvin Mehlem (18.) auf 2:0 (18.). Tietz legte mit dem 3:0 nach (54.) - und spielte nach seinem Doppelpack ausgelassen mit der Eckfahne Luftgitarre. Per Foulelfmeter gelang Tobias Kempe noch das 4:0 (74.).

Am Ende feierten die Lilien den ersten Zweitliga-Erfolg überhaupt gegen Hansa. «Für einen Torhüter sieht so ein Fehler immer blöd aus. Dennoch ist Markus Kolke ein hervorragender Torhüter», sagte Darmstadts Schlussmann Marcel Schuhen. Tietz beschrieb die Szene so: «Beim 1:0 wollte ich den Torwart anlaufen, dass es so funktioniert, das hat mich selbst überrascht.»

Er sei froh, dass sich die Mannschaft nach der Auftakt-Niederlage in Regensburg so schnell gefunden habe und in der Saison angekommen sei, sagte der 25 Jahre alte Stürmer und betonte: «Es ist ganz früh in der Saison. Man darf jetzt nicht von den großen Zielen reden, sondern soll einfach den Moment genießen.»

Die nächste große Herausforderung wartet schon am Freitag (18.30 Uhr/Sky) beim Hamburger SV. «Für mich war wichtig, dass wir mit einem Sieg dort hinfahren, um weiter Selbstvertrauen zu haben. Der HSV ist Aufstiegsfavorit Nummer eins», sagte Lieberknecht, der trotz des deutlichen Ergebnisses kritisch mit seiner Mannschaft umging. «Ich muss sagen, dass ich trotz der 2:0-Führung mit der ersten Halbzeit nicht ganz zufrieden war. Viele Dinge haben mir nicht gefallen, gerade die individuelle Passqualität», so der 49-Jährige.