Schwerin (dpa/mv). Seit gut vier Wochen ändern sich die Zahlen der registrierten Corona-Neuinfektionen in Mecklenburg-Vorpommern kaum noch. Doch für den Herbst rechnen Experten wieder mit einem drastischen Anstieg. Das Land will sich dafür wappnen.

Mecklenburg-Vorpommern bereitet sich auf ein möglicherweise stark ansteigendes Corona-Infektionsgeschehen im Herbst vor. Es sei Ziel der Landesregierung, einen praktikablen und transparenten Handlungsrahmen zu schaffen, mit dessen Hilfe frühzeitig auf massenhafte Infektionen reagiert werden kann. Das teilte das Gesundheitsministerium am Dienstag in Schwerin nach einer weiteren Sitzung des von Ressortchefin Stefanie Drese (SPD) eingesetzten Corona-Expertenrats mit. Oberste Priorität habe auch künftig, eine Überlastung des Gesundheitswesens zu vermeiden und die kritische Infrastrukturen sowie besonders gefährdete Personengruppen wirksam zu schützen.

Dem Experten-Gremium gehören elf ständige Mitglieder an, darunter die Medizin-Professoren Nils-Olaf Hübner, Lars Kaderali und Emil Reisinger sowie Vertreter von Verbänden, Behörden, Kliniken und Kommunen. Zu den Beratungen werden jeweils weitere Fachleute hinzugezogen. Nach einer dritten und letzten Sitzung des Expertenrats noch im August soll dem Landeskabinett ein sogenannter Herbst-Winter-Plan vorgelegt werden. Darin würden auch die erwarteten Entscheidungen auf Bundesebene berücksichtigt. Angestrebt werde auch eine genauere Erfassung des tatsächlichen Pandemiegeschehens, hieß es.

Drese hatte vom Bund klare Regeln für staatliche Eingriffsmöglichkeiten bei einer kritischen Pandemie-Lage gefordert. Das geänderte Infektionsschutzgesetz müsse den Ländern zum Herbst mehr Möglichkeiten einräumen, um auf höhere Corona-Infektionszahlen zu reagieren. Die Corona-Bestimmungen im Infektionsschutzgesetz laufen am 23. September aus. Nach Meinung Dreses haben sich zum Beispiel die bisherigen Hotspot-Regelungen als untauglich erwiesen.

Aufgrund zahlreicher Anfragen zu erstmaligen oder wiederholten Corona-Infektionen nimmt die Landeshauptstadt Schwerin als erste große Stadt in Mecklenburg-Vorpommern ihre im April eingestellte Corona-Hotline wieder in Betrieb. Die Hotline sei montags bis freitags 10.00 Uhr bis 14.00 Uhr mit zwei Mitarbeiterinnen besetzt, teilte eine Rathaussprecherin am Dienstag mit. Außerhalb dieser Zeit würden unter der Telefonnummer allgemeine Fragen zur Infektion durch eine Bandansage beantwortet. In Rostock gebe es bisher keinen Bedarf für eine Reaktivierung der Hotline, sagte ein Stadtsprecher dort.

Die vom Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lagus) in Rostock für Mecklenburg-Vorpommern gemeldeten bestätigten Infektionsfälle mit dem Coronavirus sind zuletzt gesunken. Die Sieben-Tage-Inzidenz bei Neuinfektionen betrug zu Wochenbeginn 472 - nach 573,3 eine Woche zuvor. Allerdings wird das Infektionsgeschehen dadurch nicht in Gänze abgebildet. In der Statistik zählen nur positive PCR-Tests, zudem wird nach dem Ende der kostenfreien Bürgertests für alle weniger getestet. Die Sieben-Tage-Inzidenz der Krankenhauseinweisungen mit Covid-19 lag am Dienstag im Nordosten bei 5,7 - nach 6,0 vor einer Woche.