Schwerin (dpa/mv). Die Urlaubsbranche sorgt seit Jahren stets dafür, dass die Zahl der Arbeitslosen zu Beginn des Sommers spürbar sinkt. Das ist in diesem Jahr anders.

In Mecklenburg-Vorpommern wurden im Juni rund 57.600 Arbeitslose erfasst. Das waren zwar 4000 Arbeitslose weniger als im Juni des vergangenen Jahres, gleichzeitig aber 2800 mehr als im Vormonat Mai.

Diese für einen Juni untypische Entwicklung sei auf zwei Effekte zurückzuführen, sagte die Chefin der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit, Margit Haupt-Koopmann, am Donnerstag: So würden inzwischen Flüchtlinge aus der Ukraine in den Jobcentern betreut und damit auch in der Arbeitsmarktstatistik erfasst. Im Mai waren 260 arbeitslose Ukrainer gemeldet, im Juni bereits 3900.

Gleichzeitig spiegeln sich laut Haupt-Koopmann in den Zahlen die gedämpften wirtschaftlichen Erwartungen der Betriebe wider, was zu einer sinkenden Einstellungsbereitschaft führe.

Die Arbeitslosenquote lag den Angaben zufolge im Juni bei 7,1 Prozent, im Juni 2021 waren es noch 7,5 Prozent. Im Vergleich zum Vormonat Mai sei die Zahl der Arbeitslosen dagegen um 5,0 Prozent gestiegen. Stichtag für die Erhebung der Daten war der 13. Juni.

Nach Ansicht von Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) ist die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt sehr dynamisch. Die Urlaubssaison sorge für eine wachsende Nachfrage nach Personal, insbesondere im touristischen Bereich. «Diese kann mancherorts nur teilweise abgedeckt werden. Fachkräftesicherung und -gewinnung erfordern gerade in diesem Bereich enorme Kraftanstrengungen», betonte Meyer.

Der Minister richtete seinen Blick auf die Pendler, denen derzeit die wachsenden Energiekosten und Benzinpreise zu schaffen machten. Mehr als 70.000 Menschen pendelten aus Mecklenburg Vorpommern heraus. «Sie brauchen eine Perspektive. Wir wollen die Rahmenbedingungen für Unternehmen weiter im Land stärken, damit Fachkräfte langfristige, zukunftssichere Arbeitsplätze im Land finden können.»

Es sei wichtig, die sogenannten weichen Standortfaktoren stärker herauszustellen. Dazu zählten neben ausreichend vorhandenen Kindertagesstätten und Schulen auch eine gut ausgebaute Infrastruktur sowie ein attraktives Wohnumfeld und Freizeitangebot, sagte Meyer.

Wenige Wochen vor Beginn des neuen Ausbildungsjahres empfahl Haupt-Koopmann Jugendlichen ohne Stelle, sich bei der Berufsberatung zu melden. Gleichzeitig erinnerte sie daran, dass nun auch für viele junge Menschen die Ausbildung ende. «Obwohl die meisten Betriebe ihre Auszubildenden übernehmen, ist das aus unterschiedlichen Gründen nicht überall möglich. Hier sehe ich für andere Betriebe eine besonders gute Gelegenheit, engagierte Fachkräfte zu gewinnen.»