Schwerin/Rostock. Seit Montag kann das Billigticket in Mecklenburg-Vorpommern gekauft werden. In den Städten war die Nachfrage groß. Auf dem Land fiel der Start verhaltener aus.

Das 9-Euro-Ticket für den Nahverkehr ist in Mecklenburg-Vorpommern in den Städten am ersten Verkaufstag ein Renner gewesen. In Schwerin wurden am Schalter am zentralen Marienplatz in den ersten vier Stunden rund 1000 der Billigtickets verkauft, wie der Geschäftsführer des Nahverkehrs Schwerin, Wilfried Eisenberg, der Deutschen Presse-Agentur sagte. In Rostock bildeten sich nach Worten eines Sprechers der Rostocker Straßenbahn Schlangen vor den Kundenzentren.

Auf dem Land war die Nachfrage zunächst verhaltener. Eine Sprecherin der Verkehrsgesellschaft Ludwigslust-Parchim sagte, die Nachfrage halte sich noch in Grenzen. Das habe man auch erwartet, da noch nicht Juni sei. Im Landkreis Ludwigslust-Parchim verkaufen demnach die Fahrer seit Montag die 9-Euro-Tickets im Bus. Sie gelten wie überall ab 1. Juni und sind bundesweit im Nahverkehr nutzbar. Die Verkehrsgesellschaft Vorpommern-Greifswald verkaufte am ersten Tag nur vereinzelt 9-Euro-Tickets, wie eine Sprecherin berichtete.

Die Bahn richtet sich bereits auf deutlich mehr Fahrgäste ein - die Manager rechnen vor allem mit zusätzlichen Reisenden aus Berlin, die mit Nahverkehrszügen einen Ausflug in den Nordosten unternehmen. So würden die Ausflugszüge von Berlin in Richtung Prenzlau (RE3) beziehungsweise Neustrelitz (RE5) an den Wochenenden bis Rostock beziehungsweise Stralsund verlängert, teilte die Bahn mit. Zwischen Stralsund und Angermünde sowie Rostock und Neustrelitz würden ebenfalls an den Wochenenden zusätzliche Leistungen mit Anschluss nach Berlin angeboten.

Außerdem sollen mehr Sicherheitspersonal und Servicekräfte eingesetzt und die Instandhaltungstrupps durch Sonderschichten verstärkt werden. Die Bahn wies darauf hin, dass die Fahrradmitnahme im 9-Euro-Ticket nicht inbegriffen ist.

Beim Schweriner Nahverkehr macht man sich noch keine Gedanken, dass die Kapazitäten nicht reichen könnten. Im Moment nutzten noch 20 Prozent weniger Fahrgäste als vor der Pandemie die Busse und Bahnen in der Landeshauptstadt, sagte Eisenberg. Da sei noch Luft. Der Geschäftsführer des Landestourismusverbandes, Tobias Woitendorf, erwartet zusätzliche Ausflügler in den Ferienorten des Landes. "Infolge des neuen Bahnangebotes wird es natürlich zu etwas volleren Orten kommen."

Die zwischen Bund und Ländern umstrittene Regelung zum 9-Euro-Ticket wurde am Freitag im Bundesrat verabschiedet. Nach erstem Zögern stimmte auch Mecklenburg-Vorpommern in der Länderversammlung zu. Der Nordosten hatte sein Abstimmungsverhalten bis zuletzt offengehalten. Die Landesregierung wollte so mehr Geld für den öffentlichen Personennahverkehr herausschlagen.

Mit dem Monatsticket können die Fahrgäste ab Juni bundesweit im öffentlichen Nah- und Regionalverkehr fahren - in allen Städten und über alle Verbundgrenzen hinweg. Die Tickets sollen für Juni, Juli und August angeboten werden - für jeweils 9 Euro und damit günstiger als normale Monatskarten.

Im Nordosten können nach Angaben von Wirtschaftsminister Reinhard Meyer auch alle Fährverbindungen des öffentlichen Nahverkehrs mit dem Ticket genutzt werden. Das gelte beispielsweise für die Rostocker Fähren Hohe Düne-Warnemünde und Gehlsdorf-Kabutzenhof. Nicht erfasst sei jedoch die Fähre nach Hiddensee.

Das 9-Euro-Ticket gilt auch für Fahrten mit Zügen, die mit Dampflokomotiven bespannt sind, etwa die Rügensche Bäderbahn (Rasender Roland) und die Mecklenburgische Bäderbahn Molli. Beide rechnen nach eigenen Angaben mit Kapazitätsproblemen.

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