Schwerin. Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg, unterbrochene Lieferketten - bisher konnte das alles den Arbeitsmarkt in MV nicht aus dem Tritt bringen. Doch das kann sich ändern. Ministerpräsidentin Schwesig fordert vom Bund Hilfen für Unternehmen.

Der Arbeitsmarkt in Mecklenburg-Vorpommern ist bislang robust, doch die Wirtschaft leidet unter den Folgen des Ukraine-Kriegs. Beim traditionellen Arbeitsmarktfrühstück mit der Arbeitsagentur und Wirtschaftsvertretern hat Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) deshalb am Freitag in Schwerin Hilfen des Bundes für Firmen gefordert, die vom Krieg betroffen sind.

"Die gestiegenen Energiepreise und Engpässe bei Rohstoffen stellen unsere kleinen und mittelständischen Unternehmen vor große Herausforderungen", sagte Schwesig laut Pressemitteilung bei dem Treffen mit rund 130 Teilnehmern. Entlastungen für Unternehmen seien angezeigt, "so wie auch die Bürgerinnen und Bürger entlastet werden".

Die Chefin der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit, Margit Haupt-Koopmann, betonte: "Keine der vorherigen siebzehn Veranstaltungen fand in so unsicheren Zeiten statt." Doch dem Arbeitsmarkt in Mecklenburg-Vorpommern hätten bisher weder der Ukraine-Krieg noch Lieferkettenprobleme oder die steigende Inflation etwas anhaben können. "Vielmehr sehen wir aktuell, dass er - gestärkt durch die Frühjahrsbelebung und die Lockerungen der Corona-Maßnahmen - seinen Erholungskurs fortsetzt."

Im April war für Mecklenburg-Vorpommern eine Erwerbslosenquote von 6,9 Prozent ermittelt worden. Das war zwar nur der drittletzte Platz im Vergleich der Bundesländer, doch die Arbeitslosigkeit in MV war geringer als vor einem Jahr und auch geringer als im April 2019 - vor der Corona-Pandemie.

Das Beschäftigungswachstum halte mit einem Plus von 1,2 Prozent zum Vorjahr unvermindert an und auch die Personalnachfrage der Unternehmen ziehe seit Jahresbeginn kontinuierlich an, so Haupt-Koopmann. Man dürfe bei der Bewertung der Arbeitsmarktsituation nicht verkennen, dass Kurzarbeit auch weiterhin Beschäftigung sichere und Arbeitslosigkeit verhindere. Dennoch bewertete sie den Arbeitsmarkt im Nordosten als robust.

Als größte Herausforderung wurde von Politik, Arbeitsverwaltung und Wirtschaft einmal mehr die Fachkräftesicherung benannt. Haupt-Koopmann erklärte, in den nächsten Jahren gingen die sogenannten Baby-Boomer in den Ruhestand. "Das sind 127.500 von 490.000 oder 26 Prozent aller sozialversicherungspflichtig beschäftigten Fachkräfte im Land", sagte sie. Vor diesem Hintergrund müssten alle Arbeitsmarktpotenziale ausgeschöpft werden, etwa durch Weiterbildung und die Qualifikation von Arbeitslosen.

Den Fachkräftemangel spüren nach Worten von Ministerpräsidentin Schwesig vor allem Branchen wie Hotellerie, Gastronomie, Pflege und Handwerk. Sie rief Wirtschaft, Gewerkschaften und Arbeitsverwaltung auf, bei diesem Thema miteinander und nicht gegeneinander zu arbeiten. "Wir brauchen einen gemeinsamen Ansatz für Fachkräfte in Mecklenburg-Vorpommern. Für ein Land, das attraktiv ist für Einsteiger und Rückkehrer, für Umsteiger und Aufsteiger", mahnte sie.

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