Stralsund. Hoffnung für die Arbeiter auf der Werft in Stralsund. Es könnte in absehbarer Zeit auf dem Werftgelände weitergehen. Noch hält sich Stralsunds OB Badrow aber mit genauen Informationen zurück.

Stralsunds Oberbürgermeister Alexander Badrow (CDU) hat sich fest entschlossen gezeigt, dass die Stadt das Gelände der insolventen MV-Werften-Gruppe am Strelasund übernehmen wird. "Wir kaufen nicht nur Grundstücke, sondern natürlich auch die Hallen und die Betriebsmittel", sagte Badrow am heutigen Freitag. Er sei zuversichtlich, dass auch künftig in Stralsund Schiffe gebaut werden. "Ich freue mich darauf, dass die Volkswerft wieder nach Hause kommt", betonte er. Die Werft trug vor der Übernahme durch MV Werften den Namen Volkswerft.

Details zum Kaufpreis oder den Interessenten nannte Badrow nicht. Er ging aber davon aus, dass die Absichtserklärungen der Interessenten für eine Schiffsbauzukunft belastbar sind. "Wir haben das feste Ziel, einen maritimen Standort zu betreiben." Die Stadt hat mehr als zehn Millionen Euro für den Kauf der Flächen im Haushalt eingestellt. Die Bürgerschaft werde am kommenden Montag über den Kauf entscheiden.

Insolvenzverwalter Christoph Morgen sagte, dass es aktuell kein besseres Angebot als das der Stadt Stralsund gebe. Allerdings laufe die Zeit für Angebote erst an diesem Freitag ab. Morgen ging jedoch davon aus, dass am kommenden Montag die Werft verkauft werden kann. "Die Verträge mit der Stadt sind nahezu endverhandelt." Dann stehe die Werft für neue Betreibermodelle zur Verfügung.

Am 10. Januar hatte MV Werften mit den Standorten in Wismar, Rostock und Stralsund Insolvenz angemeldet und damit das vorläufige Insolvenzverfahren in Gang gesetzt. Am Dienstag soll nun das reguläre Insolvenzverfahren starten, gleichzeitig sollen die Transfergesellschaften ihre Arbeit beginnen, sagte Morgen. Deren Laufzeit ist zunächst auf vier Monate ausgelegt.

Der Betriebsratsvorsitzende der Stralsunder Werft, Bernd Fischer, sprach von einem sehr emotionalen Tag und mit Blick auf die Vergangenheit der Werft von einem Déjà-vu. Er sprach Badrow, dem Land und Bund seinen Dank aus, dass die Werft Bestand habe. "Damit die Menschen eine Zukunft haben, dass sie sehen, hier kann ich bleiben, hier will ich bleiben. Das ist meine Heimat und hier möchte ich arbeiten", sagte Fischer. Allerdings sei das Zeitfenster von vier Monaten sehr kurz, um wieder Arbeit zu generieren.

Wie Guido Fröschke von der IG Metall Stralsund-Neubrandenburg betonte, seien ab kommenden Dienstag mehr als 500 Stralsunder Mitarbeiter in der Transfergesellschaft. Alle Kollegen, die einen Vertrag angeboten bekommen haben, hätten ihn angenommen.

Wie Badrow weiter sagte, sei es eine Stärke des künftigen Modells, dass die Stadt nicht mehr von einem Anbieter oder einem spezifischen Produkt abhängig sei. Auch die Koordinatorin der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft, Claudia Müller (Grüne), betonte mit Blick auf die Ukraine-Krise die Notwendigkeit, die maritime Branche breiter aufzustellen. Die Werften und der Schiffbau in Deutschland und Europa würden für die Energieversorgung und den Ausbau der Erneuerbaren Energien vor allem im Offshore-Bereich benötigt und hätten daher eine strategische Bedeutung.

© dpa-infocom, dpa:220224-99-273351/5