Schwerin/Rostock. Seit langem blicken Kino-Betreiber, Theaterleute und Museumsleiter in Mecklenburg-Vorpommern neidvoll auf die Nachbarländer. Dort blieben die Häuser - mit strengen Auflagen - geöffnet. Nun hoffen sie auf Lockerungen auch im Nordosten.

In der Kunst- und Kulturszene Mecklenburg-Vorpommerns mehrt sich die Kritik an den vergleichsweise harten Beschränkungen für Theater, Kinos und Museen. Der Vorsitzende des Museumsverbandes, Steffen Stuth, forderte die Landesregierung auf, die coronabedingten Schließungen von Museen aufzuheben. "In Mecklenburg-Vorpommern werden Museen als Freizeiteinrichtungen angesehen, die geschlossen werden können", sagte er am Montag der Deutschen Presse-Agentur.

Damit widerspreche das Land dem Willen der Kultusministerkonferenz, die Museen bei Bildungseinrichtungen einordne und ihnen damit eine besondere Rolle beimesse. Solange die Einordnung im Nordosten bestehen bleibe, gebe es für die rund 320 Museen keine Perspektive. Zuvor hatten auch die Kinobetreiber in Mecklenburg-Vorpommern massive Benachteiligungen beklagt. Obwohl sie wirksame Hygienekonzepte entwickelt hätten, seien Schließungen angeordnet worden, hieß es.

Bislang gelten in Mecklenburg-Vorpommern die bundesweit schärfsten Regeln für Theater, Konzerthäuser, Kinos oer auch Museen. Mit wechselnder Infektionslage mussten die Häuser gemäß der landeseigenen Corona-Ampel - regional unterschiedlich - immer wieder schließen. Das ist in anderen Bundesländern nicht der Fall. So gibt es unabhängig von den Infektionszahlen regelmäßig Konzerte etwa in der Hamburger Elbphilharmonie. In Brandenburg oder Berlin sind Konzerthäuser, Theater, Museen und Kinos ebenfalls geöffnet, müssen allerdings ihre Hygienekonzepte streng umsetzen.

Die Lage der Kultureinrichtungen im Nordosten wird aller Voraussicht nach auch Thema der Kabinettssitzung am Dienstag in Schwerin sein. Kulturministerin Bettina Martin (SPD) hatte bereits Öffnungsschritte angekündigt. Wie groß diese seien können, hänge vom Ausgang der Bund-Länder-Beratungen am Montag sowie dem weiteren Infektionsgeschehen ab, hieß es aus ihrem Haus.

Die Vorsitzende der Linksfraktion im Landtag, Jeannine Rösler, hatte am Montag die Hoffnungen auf spürbare Erleichterungen genährt. "Der ständige Wechsel von auf und zu geht so nicht. Ich hoffe, dass das geändert wird", sagte sie.

SPD-Fraktionschef Julian Barlen äußerte sich hingegen zurückhaltend und verwies auf die aktuellen Entwicklungen bei den Infektionszahlen. "Wir müssen an Lockerungsperspektiven arbeiten. Aber im Augenblick geht der Trend nach oben", sagte er. Es sei nun Sache des Kabinetts, Entscheidungen zu treffen. Er selbst plädiere für Vorsicht.

"Wir brauchen dringend Planungssicherheit", betonte Museumsverbandschef Stuth. Ein Museum brauche eine lange Vorlaufzeit, um wieder Besucher zu empfangen. "Wir öffnen das Museum nicht morgens, machen das Licht an und alles ist gut." Vor allem die kleineren, ehrenamtlich geführten Museen, die von Eintrittsgeldern oder Einzelprojekten lebten, seien gefährdet. In den letzten beiden Jahren waren die Museen jeweils rund sechs Monate geschlossen. Es gebe die große Befürchtung, dass das Jahr 2022 wieder so verlaufen könnte.

Lockerungen für den Einzelhandel und den Besuch von Fußballspielen schloss Rösler zum gegenwärtigen Zeitpunkt aus. Dies sei in Zeiten mit extrem hohen Infektionszahlen ein falsches Signal, sagte sie.

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