Wolgast/Schwerin. Unbekannte sollen Steine auf das private Wohnhaus des Bürgermeisters von Wolgast geworfen haben. Ein Fenster zerbricht, der Staatsschutz schaltet sich ein. Indiz für einen politischen Hintergrund?

Der Wolgaster Bürgermeister Stefan Weigler (CDU) will sich von den Steinwürfen auf sein privates Wohnhaus nicht einschüchtern lassen. "Wer ein öffentliches Amt bekleidet, muss mit Kritik leben können", sagte Weigler am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Deshalb werde er auch zur Bürgermeisterwahl am 8. Mai in Wolgast (Vorpommern-Greifswald) wieder antreten. Die CDU Wolgast/Lassan hatte den 42-Jährigen vor wenigen Tagen ohne Gegenkandidaten einstimmig dafür nominiert.

In diesem Fall, bei dem am Freitagabend Steine gegen sein Wohnhaus geworfen wurden, sei aber "eine Grenze überschritten" worden, erklärte der Bürgermeister, der seit 2008 im Amt ist. "Das geht gar nicht." An dem Abend seien seine Kinder und seine Frau zu Hause gewesen. Das habe man auch von dort erkennen können, von wo aus vermutlich die Steine geworfen wurden.

Zuvor hatte auch der Vorstand des Städte- und Gemeindetages Mecklenburg-Vorpommern die Steinwürfe scharf kritisiert. "Es ist eine gemeine Gewalttat ohne Rücksicht auf die Gesundheit einer gesamten Familie, die es schnellstmöglich aufzuklären und mit aller Schärfe zu verurteilen gilt", sagte der Vorsitzende Thomas Beyer am Montag in Schwerin.

Der "feige Anschlag" vom Freitagabend sei ein Zeichen der Verrohung und des Hasses einzelner gesellschaftlicher Gruppen, die sich zunehmend an Unschuldigen vor Ort entlade. "Jeder und jede, der oder die in irgendeiner Form zu Hass und Gewalt aufruft, mitläuft und duldet, macht sich in unseren Augen daran mitschuldig", erklärte der SPD-Politiker Beyer, der Bürgermeister in Wismar ist.

Nach den Steinwürfen sucht die Polizei weiter nach Tätern. Wie ein Polizeisprecher am Montag sagte, wird der Staatsschutz dabei einbezogen. Diese Beamten prüften, ob die Tat mit der Bürgermeistertätigkeit zu tun hat. Am Freitagabend hatten die Hausbewohner zuerst einen Knall gehört, danach hatte es ein zweites Mal geknallt und eine Fensterscheibe mit Doppelverglasung ging zu Bruch. Verletzt wurde niemand.

Am Wochenende hatten Polizisten den Tatort im Süden der Stadt nochmals genauer untersucht und Spuren gesichert. Die Steine sollen aus einer Richtung gekommen sein, an der unweit des Hauses eine Bahnstrecke verläuft. Die Polizei ermittelt bisher wegen des Verdachts der Sachbeschädigung.

In Wolgast wird seit Wochen gegen die Corona-Politik demonstriert. Weigler hatte zuletzt Verständnis für Kritik an der Corona-Politik geäußert. Nicht zu dulden seien jedoch Drohungen, Beschimpfungen, Beleidigungen oder Straftaten, sagte der Bürgermeister.

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