Schwerin. Im Nordosten hat sich die Lücke zwischen Geburten und Sterbefällen in den letzten Jahren weiter vergrößert. Der bereits bestehende Mangel an Fachkräften in vielen Branchen trifft damit auf eine immer älter werdende Bevölkerung.

Mecklenburg-Vorpommern ist wegen des demografischen Wandels immer stärker auf Zuwanderung angewiesen. Im Jahr 2020 habe es im Nordosten rund 9790 Todesfälle mehr gegeben als Geburten, ging es aus einer aktuellen Aufstellung des Statistischen Landesamts in Schwerin hervor. Auf rund 12 000 Neugeborene kamen der Behörde zufolge landesweit rund 21 850 Tote. Seit 2016 ist diese Lücke demnach kontinuierlich größer geworden, zum letzten Mal positiv war das Verhältnis im Jahr 1990.

Besonders groß ist der "Überschuss" an Gestorbenen den Statistikern zufolge in den Kreisen Vorpommern-Rügen und Vorpommern-Greifswald, am geringsten in der Hansestadt Rostock.

Wegen des bereits akuten Fachkräftebedarfs hatte Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) zum Jahreswechsel bereits Anwerbeprogramme für Länder außerhalb der Europäischen Union ins Spiel gebracht, hier gebe es bereits Modellprojekte. Entscheidend für den Erfolg sei jedoch, dass die Menschen auch in Mecklenburg-Vorpommern bleiben wollen.

Integrationsministerin Stefanie Drese (SPD) will das mit einem modernen Integrations- und Teilhabegesetz in dieser Legislaturperiode vorantreiben. "Wir brauchen eine stärkere interkulturelle Öffnung aller staatlichen und nichtstaatlichen Institutionen, Vereine und Gruppen. Der öffentliche Dienst hat dabei eine Vorbildrolle in Bezug auf die Repräsentanz in unserer Gesellschaft", so die Ministerin. Sie will sich auch auf Bundesebene dafür einsetzen, dass der Übergang vom Asylsystem in den Bereich der Erwerbsmigration - der sogenannte Spurwechsel - ausgebaut wird.

Aus Sicht der AfD-Fraktion im Landtag ist die Anwerbung von Fachkräften aus dem Nicht-EU-Ausland der falsche Weg. "In unseren EU-Partnerländern ringen die Jugendlichen um jeden Arbeitsplatz und die hiesige Landesregierung wirbt in Übersee um Fachkräfte", sagte der sozialpolitische Sprecher der AfD Thomas de Jesus Fernandes. Aufgrund niedrigerer kultureller Barrieren sei es leichter, Jugendliche aus anderen EU-Ländern zu integrieren.

Meyer hatte die Notwendigkeit, über die EU-Grenzen hinauszublicken, in der Vergangenheit jedoch bereits damit begründet, dass frühere Anwerbeprogramme - speziell aus Spanien - in Deutschland wenig Erfolg hatten. Seinen Worten zufolge kehrten die Jugendlichen nach Abschluss der Berufsausbildung in der Mehrheit in ihr Heimatland zurück.

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