Schwerin. Die anhaltende Corona-Pandemie, Lieferengpässe oder erschwerte Absatzmöglichkeiten bremsen die Wirtschaft aus. Doch der Arbeitsmarkt in Mecklenburg-Vorpommern zeigt sich recht stabil. Und es gibt noch Ausbaupotenziale.

Das Wirtschaftsministerium und die Bundesagentur für Arbeit (BA) schauen trotz der Pandemie verhalten optimistisch auf den Arbeitsmarkt in diesem Jahr. "Die Arbeitslosigkeit ist in den vergangenen Monaten trotz der Pandemie gesunken. Die Nachfrage nach Arbeitskräften ist wieder gestiegen", sagte Ressortchef Reinhard Meyer am Montag. Allerdings würden neben der Omikron-Variante Faktoren wie Lieferengpässe oder steigende Rohstoffpreise den Unternehmen zu schaffen machen.

Die Chefin der BA-Regionaldirektion Nord, Margit Haupt-Koopmann, betonte, dass Mecklenburg-Vorpommern dank der Kurzarbeit und der Wirtschaftshilfen von Bund und Land recht stabil durch das vergangene Jahr gekommen sei. Mit Blick auf die vergleichsweise hohe Zahl von Langzeitarbeitslosen sagte sie: "Qualifizierung ist das Gebot der Stunde."

Die MV-Werften-Insolvenz werde sicherlich Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt haben, diese seien aber noch nicht abzuschätzen, sagte Meyer. Dies hänge unter anderem davon ab, ob in Wismar das Kreuzfahrtschiff "Global Dream" weitergebaut werden kann. Dort seien momentan noch gut 1000 Menschen beschäftigt. In Wismar, Rostock und Stralsund würden Arbeitsgruppen eingerichtet, die sich mit den dortigen Entwicklungen beschäftigen werden.

"Wir legen natürlich sehr viel Fokus darauf, dass die Arbeitsplätze, die bei den MV Werften verloren gehen, durch andere Industriearbeitsplätze ersetzt werden", sagte Meyer. Auch das sei eine Frage der Qualifizierung. Ministerium und Agentur gingen jedoch davon aus, dass bei hoch qualifizierten Fachkräften eine hohe Vermittlungsfähigkeit gegeben ist.

Wie Haupt-Koopmann weiter sagte, sei eines der Hauptziele der Jahres 2022 die Bekämpfung des Fachkräftemangels. Dabei gebe es keinen Königsweg, sondern viele Ansätze müssten verfolgt werden. Dabei bilde die Ausbildung das Fundament und gehe bis hin zur Zuwanderung von Fachkräften aus dem EU-Ausland und aus Drittstaaten. Um den Fachkräftemangel in den Griff zu bekommen, müssten aber auch die inländischen Potenziale ausgeschöpft werden. Dazu zählten insbesondere die un- und angelernten Arbeitslosen und Beschäftigten. Derzeit gebe es landesweit rund 23.000 un- und angelernte Arbeitslose. Diese seien in der Corona-Pandemie zuerst arbeitslos geworden und blieben auch länger arbeitslos.

Der erste Blick solle sich nun auf die Menschen zwischen 25 und 35 Jahren richten, die noch viele Jahre Berufsleben vor sich haben. 7000 Menschen in diesem Alter hätten in Mecklenburg-Vorpommern keine Berufsausbildung. Die Agenturen qualifizierten pro Jahr zwischen 500 und 600 junge Menschen. "Diese Zahl können wir locker verdoppeln", sagte die Agenturchefin. "An den finanziellen Mitteln wird es nicht scheitern."

Die DGB-Nord-Vorsitzende Laura Pooth forderte, dass das Land trotz des verhalten optimistischen Ausblicks dringend arbeitsmarktpolitische Impulse setzen müsse. "Wenn es zukünftig mehr über gute Tarifverträge abgesicherte Löhne und Arbeitsbedingungen sowie eine verstärkte Aus- und Weiterbildung gibt, lässt sich auch der Fachkräftemangel beheben", betonte sie. Die in MV stark ausgeprägten Billiglohnstrukturen trügen kaum etwas zu einer guten Zukunft für alle bei.

Es werde deutlich, dass das Kurzarbeitergeld eines der wichtigsten Hilfsinstrumente für Beschäftigte und Unternehmen ist, sagte der arbeitsmarktpolitische Sprecher der Linksfraktion, Henning Foerster. "Beschäftigte bleiben von Kündigungen verschont, Unternehmen haben die Möglichkeit ihre Fachkräfte zu halten." Es müsse klargestellt werden, dass dieses wichtige Instrument auch länger als 24 Monate bestehen bleibt, die maximale Bezugsdauer verlängert wird.

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