Wismar/Hamburg. Die Zukunft der MV Werften bleibt vorerst ungewiss. Die Gewerkschaft hofft, einen kurzfristigen Personalabbau verhindern zu können. Um Beschäftigung zu sichern, brauche die Werftengruppe jedoch neue Aufträge.

Die IG Metall Küste drängt die MV Werften dazu, die Regelungen zur Kurzarbeit für ihre Beschäftigten zu verlängern. Passiert das nicht, befürchtet die Gewerkschaft im Januar einen erheblichen Personalabbau. Das Unternehmen müsse möglichst viel Personal an Bord halten, um das Kreuzfahrtschiff "Global 1" fertigzustellen und die "Global 2" nach einem erfolgreichen Abschluss der Finanzierungsgespräche mit der eigenen Mannschaft weiterbauen zu können, so Stefan Schad, Geschäftsführer der IG Metall Rostock und Schwerin, am Dienstag nach einer Online-Mitgliederversammlung.

Wie ein Sprecher erläuterte, laufen die tarifvertraglichen Regelungen zur Nutzung von Kurzarbeit und zur Sicherung der Beschäftigung zum Jahresende aus. Die Arbeitnehmervertreter wollen nach eigenen Angaben verhindern, dass festangestellte Mitarbeiter entlassen werden und später durch Leiharbeiter oder Mitarbeiter mit Werkverträgen ersetzt werden.

Zuvor hatte die Gewerkschaft die Geschäftsführung bereits aufgefordert, ihre Pläne für die Standorte Rostock, Stralsund und Wismar sowie für die Lloyd Werft in Bremerhaven transparent zu machen. An den Besitzer der Werftengruppe, Genting Hongkong, richtete die Gewerkschaft die Forderung, den Weg für den Verkauf einzelner Standorte frei zu machen, wenn das Unterzunehmen für sie keine Zukunft mehr sehe. In Bremerhaven und Stralsund stünden mögliche Interessenten bereit. Das Unternehmen äußerte sich dazu bislang nicht.

Wie der Wirtschaftsminister von Mecklenburg-Vorpommern, Reinhard Meyer (SPD), am Donnerstag mitgeteilt hatte, sind die Verhandlungen um die Zukunft der MV Werften in eine entscheidende Phase eingetreten. Genting habe angekündigt, zur Behebung einer Liquiditätslücke eine Finanzierung von voraussichtlich rund 148 Millionen US-Dollar (rund 130 Millionen Euro) zu benötigen. 30 Millionen US-Dollar sollen vom Eigentümer selbst kommen, 88 Millionen vom Land und 30 Millionen vom Bund.

Das Land werde nur einwilligen, wenn der Bund mitziehe und an die Zukunft der MV-Werften glaube, sagte Meyer. Gleichzeitig müsse die Fortführung des Betriebs für die nächsten zwölf Monate so dargestellt werden, dass die Fertigstellung des Kreuzfahrtschiffes "Global 1" sichergestellt ist. Ohne diese Zusicherung gebe es bei der weiteren Unterstützung der Werftengruppe rechtliche Probleme.

Ob das chinesische Unternehmen sich zu einem Verkauf von Standorten der MV Werften entscheidet oder Personal abbaut, könnte zudem von der Entwicklung der Corona-Pandemie in Asien abhängen: Das Kerngeschäft von Genting sind Kreuzfahrten unter dem Banner der "Genting Cruise Lines". Nach eigenen Angaben hatte das Unternehmen die MV Werften im Jahr 2016 erworben, um unter anderem die eigenen Ausbaupläne zu realisieren. Gleiches gilt für die ein Jahr zuvor gekaufte Lloyd Werft in Bremerhaven.

Wie das an der Börse Hongkong gelistete Unternehmen bereits im Rahmen der Veröffentlichung der Halbjahreszahlen Ende August feststellte, ist es für den Konzern von entscheidender Bedeutung, inwieweit die Corona-Pandemie die Kreuzschifffahrt in den Kernmärkten Taiwan, Singapur und Hongkong beeinflusst. Die IG Metall wies am Dienstag darauf hin, dass es eine schnelle Entscheidung über Anschlussaufträge brauche, um die Beschäftigung in den MV Werften zu sichern. Ein wieder anlaufendes Kreuzfahrt-Geschäft in Asien könnte diese Aufträge bringen.

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