Neubrandenburg.

Fast drei Jahre nach dem gewaltsamen Tod der sechsjährigen Leonie aus hat am Amtsgericht Neubrandenburg der Prozess gegen ihre Mutter begonnen. Der 27-Jährigen wird fahrlässige Tötung durch Unterlassen vorgeworfen. Sie habe am 12. Januar 2019 die schweren Verletzungen der Tochter erkennen müssen und nicht rechtzeitig Hilfe geholt, sagte die Vertreterin der Staatsanwaltschaft am Donnerstag. Für die Vernehmung der Angeklagten schloss das Gericht kurz nach Beginn die Öffentlichkeit für den ersten Verhandlungstag aus. Dies hatte die Verteidigung zuvor beantragt. (Az. 332 Ls 1658/21)

Dabei gehe es darum, schutzwürdige Interessen eines weiteren Kindes der Angeklagten und der Frau selbst zu wahren, hieß es zur Begründung. So kämen auch Details aus dem Sexualleben der Frau und des Stiefvaters zur Sprache. Die 27-Jährige erschien mit Sonnenbrille und Corona-Maske vor Gericht und gab an, aussagen zu wollen.

Leonie war damals tot in der Wohnung der fünfköpfigen Familie in Torgelow (Vorpommern-Greifswald) gefunden worden. Der Stiefvater, der das Mädchen massiv geschlagen und damit tödlich verletzt hatte, verhinderte über Stunden, dass Hilfe geholt wurde. Er war 2020 wegen Mordes durch Unterlassen und Misshandlung Schutzbefohlener rechtskräftig zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Die Mutter hatte in dem Prozess von den Gewalttaten ihres Lebensgefährten berichtet.

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