Schwerin/Kiel. Trotz der nahezu stagnierenden Arbeitslosenzahlen im November im Vergleich zum Vormonat liegt die absolute Zahl wieder unter dem Niveau von 2019. Auch sonst sieht die Arbeitsagentur ermutigende Entwicklungen im Nordosten - jedoch nicht überall.

Trotz nahezu stagnierender Arbeitslosenzahlen liegt der absolute Wert im November erstmals wieder unter dem Vor-Corona-Niveau. Im Vergleich zum Oktober sei die Arbeitslosenzahl um 40 Personen oder 0,1 Prozent auf 54.500 gesunken, hieß es von der Arbeitsagentur Nord am Dienstag. Im Vor-Corona-Jahr 2019 waren es demnach im selben Monat noch 55.000 Jobsuchende.

Auch im Jahresvergleich sieht die Bilanz besser aus: So gab es den Angaben zufolge im November 7500 Jobsuchende weniger als im selben Monat 2020, ein Rückgang von 12 Prozent. "Speziell die Jugendarbeitslosigkeit ist erneut überproportional zurückgegangen", sagte Margit Haupt-Koopmann, Geschäftsführerin der Arbeitsagentur Nord, am Dienstag in Kiel. Aus ihrer Sicht ist auch die Stagnation zu Oktober im Vergleich zu den Jahren vor der Corona-Pandemie eine gute Entwicklung. In den Jahren 2017 bis 2019 seien zwischen Oktober und November im Schnitt 2000 Arbeitslose hinzugekommen.

Die Arbeitslosenquote in Mecklenburg-Vorpommern lag im November den Zahlen zufolge wie im Vormonat bei 6,7 Prozent, im November 2020 waren es 7,5 Prozent. Stichtag für die aktuellen Zahlen war der 11. November.

Positiv ist laut Arbeitsagentur auch die Personalnachfrage seit Jahresbeginn, die um 13 Prozent über dem Vorjahreszeitraum liege. Im September lag die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zudem um 1 Prozent über dem Vergleichswert.

Das Landeswirtschaftsministerium mahnt wegen der Corona-Lage jedoch zur Vorsicht. Die wachsende Zahl der Corona-Neuinfektionen mache auch der Wirtschaft zunehmend stärker zu schaffen, sagte Wirtschaftsminister Reinhard Meyer. "Wichtig ist es, Beschäftigte bestmöglich in Arbeit zu halten." Vertreter der Metall- und Elektroindustrie forderten aus diesem Grund bereits eine allgemeine Impfpflicht. "Jetzt muss auch die Politik liefern und eine allgemeine Impfpflicht einführen. Eine einrichtungsbezogene Impfpflicht reicht in dieser Situation nicht aus", sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbands der Metall- und Elektroindustrie Nordmetall und des Allgemeinen Verbands der Wirtschaft Norddeutschlands (AGV Nord), Nico Fickinger. Während die Verbände in diesem Zusammenhang vor einer wieder steigenden Kurzarbeit warnen, sieht das Ministerium darin ein Werkzeug, um Jobabbau zu verhindern.

Anzeichen dafür, dass die Zahl der Kurzarbeiter wieder steigen könnte, gibt es laut Arbeitsagentur bereits: Bei der Kurzarbeit habe es in den vergangenen Tagen wieder einen deutlichen Anstieg der Anzeigen gegeben. Im Vergleich zum Vormonat stagnierten die Anzeigen im November insgesamt aber noch, wie es weiter hieß. Die Zahl der Menschen, die tatsächlich in Kurzarbeit waren, lag den aktuellen Zahlen zufolge im August erstmals seit Pandemiebeginn wieder unter der Marke von 10.000.

Die Langzeitarbeitslosigkeit bleibt laut Haupt-Koopmann eines der anhaltenden Problemfelder am Arbeitsmarkt. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen liege aktuell mit 24.300 Menschen immer noch deutlich über dem Niveau von 2019 mit damals 18.700.

Trotzdem zeigte sich die Expertin vorsichtig optimistisch, dass der Arbeitsmarkt im Nordosten sich selbst im Falle eines erneuten Lockdowns im Vergleich zum Bundesdurchschnitt robuster zeigen werde. Haupt-Koopmann verwies hier auf das vergangene Jahr: Der Branchenmix habe das Land gut durch die Krise kommen lassen.

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