Rostock. Es war das Ziel der Lockdowns in diesem und dem vergangenen Jahr, die Kontakte zu verringern. Die Effekte sind auch bei anderen Krankheiten abzulesen.

Die Corona-Pandemie hat in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2020 zu einer deutlichen Verringerung der Zahl der HIV-Neuinfektionen geführt. Landesweit wurden im Nordosten 27 Erstdiagnosen registriert, davon waren auch vier Frauen betroffen, sagte Tom Scheel vom Rostocker Centrums für Sexuelle Gesundheit vor dem Welt-Aids-Tag am 1. Dezember der Deutschen Presse-Agentur. 2019 waren es noch insgesamt 48. Diese Verringerung habe mehrere Gründe: Es sei weniger getestet worden, die Gesundheitsämter hätten wegen der Corona-Pandemie kaum Kapazitäten gehabt. Es sei auch zu vermuten, dass sich die zwischenmenschlichen und damit auch die sexuellen Kontakte verringert haben.

Allerdings seien in diesem Jahr bereits wieder 33 Neuinfektionen gemeldet worden, betonte Scheel. Das könnte ein Effekt der wieder zunehmenden Kontakte und der vermehrten Testungen sein.

Zudem gebe es auch einen sogenannten Prep-Effekt, sagte Scheel. Darunter sei die "Prä-Expositions-Prophylaxe" oder die Vorsorge vor einem möglichen HIV-Kontakt zu verstehen. Dabei nehmen HIV-negative Menschen ein Medikament ein, das zu HIV-Behandlung verwendet wird. Sie könnten sich damit vor einer Ansteckung schützen. "Das hat im Bereich schwuler Männer zum Absenken der Infektionszahlen geführt." Diese Medikamente würden inzwischen auch von Krankenkassen bezahlt. Die Prävention sei bei weitem preiswerter als die Behandlung einer Infektion.

Auch bundesweit ist eine Verringerung der HIV-Infektionen zu beobachten. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts gab es deutschlandweit im Jahr 2020 rund 2000 Fälle, um 300 wenige als im Jahr zuvor.

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