Neubrandenburg. Unter Corona-Bedingungen haben sich Filmemacher im Nordosten getroffen. Den Hauptpreis erhält ein Film über eine Wölfin - er sage viel über Menschen aus.

Ein Film über eine Wölfin, die von Deutschland nach Holland und Belgien zieht, hat den Hauptpreis beim 29. Internationalen Filmfestival dokumentART gewonnen. Eine internationale Jury kürte den 24-Minuten-Film "Naya" von Sebastian Mulder aus Holland zum Sieger, wie Festivalleiterin Stefanie Hintzsche am Samstag in Neubrandenburg erklärte.

Die wild lebende Wölfin wurde von Forschern der Technischen Universität Dresden mit einem Halsbandsender versehen und war der erste Wolf seit 100 Jahren auf diesem Weg. Durch die Kameras werde das Tier zu einer öffentlichen Figur, was auch viel über den Kontrollzwang der Menschen aussage, urteilte die Jury. Für "Naya" hat Mulder unzählige Bilder von Wildkameras der Wolfsforscher auch aus Sachsen und Nordrhein-Westfalen verwendet.

Um den mit 6000 Euro dotierten Hauptpreis sowie drei weitere Preise konkurrierten 45 Dokumentar-, Animations- und Kurzspielfilme aus 21 Ländern - mit maximal 60 Minuten Länge. Der Hauptpreis wird vom Land Mecklenburg-Vorpommern gestiftet.

Auch der Publikumspreis wurde einem Film mit Tieren zuerkannt. Die Besucher wählten "To feather, to wither", in dem die liebevolle Verbindung einer Frau mit ihren Krähen dargestellt wird. Der Film stammt von der Finnin Hanna Novitle.

Die Corona-Lage hat dem Festival, das am Dienstag gestartet war, organisatorisch viel abverlangt, sagte Initiator Holm Henning Freier. So musste das Festival erst 3G auf 2G und dann auf 2G plus umstellen. Das alle zwei Jahre stattfindende Festival ist bei Filmemachern sehr beliebt, da sie dem Publikum traditionell sehr nahe und in einen regen Austausch kommen. Laut Hintzsche kamen mehr als 20 Filmemacher nach Neubrandenburg, ohne Pandemie wären es aber doppelt so viele gewesen.

Das Filmfest hat das Motto "films and future" (Film und Zukunft) und wird auch von der Bundeszentrale für politische Bildung gefördert. Der Kreis Mecklenburgische Seenplatte, wozu Neubrandenburg gehört, hatte mit annähernd 500 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner zuletzt die höchste Sieben-Tage-Inzidenz in Mecklenburg-Vorpommern.

Zwei weitere Preise erhielten der Film "Lonely Rivers", in dem eine Besatzung eines Containerschiffes einsam Weihnachten feiert und die Zeit mit Karaokesingen verbringt, sowie der Animationsfilm "Obervogelgesang" von Absolventen der Filmakademie Baden-Württemberg.

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