Schwerin. In den Kommunalverwaltungen in Schwerin und Ludwigslust-Parchim arbeitet man nach dem Cyberangriff Stück für Stück an alternativen Verfahren. Dabei steht jedoch die Frage im Raum, ob der Schaden hätte minimiert oder verhindert werden können.

In der Landeshauptstadt Schwerin und dem angrenzenden Landkreis Ludwigslust-Parchim hat sich die Lage nach dem Cyberangriff auf die kommunalen IT-Dienstleister am Freitag stabilisiert. Bezüglich der in der nächsten Woche nahenden Deadline für die Auszahlung der Sozialhilfe sagte Oberbürgermeister Rico Badenschier am Mittwoch: "Wir gehen davon aus, dass es klappt". Er wolle den betroffenen Familien etwas die Angst nehmen. Auch die automatisierte Übermittlung der Corona-Daten an das Robert Koch-Institut (RKI) werde in den nächsten Tagen wieder anlaufen.

Nachdem eine Übergangslösung für das Passwesen durch Amtshilfe anderer Kommunen gefunden wurde, die seit Mittwoch steht, bleiben laut Badenschier an Baustellen unter anderem noch die Ausländerdienste und die Dienstleistungen der Kfz-Zulassungsstelle Die Aufgaben der Zulassungsstelle habe man an den ebenfalls von der Cyberattacke betroffenen Landkreis Ludwigslust-Parchim ausgelagert. Von dort heißt es, man arbeite an einer Lösung. Dies gelte auch für viele andere Bereiche: Trotz erster analoger Verfahren wie im Gesundheitsamt, sei es unter anderem weiter nicht möglich kreisliche Dienstleistungen in den Bürgerbüros anzubieten.

Derweil monierte die Piratenpartei MV am Mittwoch, der Cyberangriff hätte verhindert werden können. "Die Sicherheitslücken waren bekannt. Dass nichts dagegen unternommen wurde, ist grob fahrlässig. Der zuständige Digitalisierungsminister Pegel muss hier in die Verantwortung genommen werden", sagte Vorstandsmitglied Stephan Martini. Die als "Hafnium-Hack" bekannte Sicherheitslücke für Windows-Server sei dem Landesdatenschutzbeauftragten bereits im März bekannt gewesen.

Martini geht davon aus, dass diese für den Angriff am Freitag verantwortlich ist. Die Ermittlungsbehörden selbst nannten noch keine Ursachen: "Die Ermittlungen werden derzeit durchgeführt. Dazu werden die angegriffenen Server untersucht", hieß es von der Staatsanwaltschaft Rostock. Mehr Angaben könne man zum derzeitigen Zeitpunkt nicht machen. Aus dem Digitalministerium hatte es bereits am Montag geheißen, dass man in den vergangenen Jahren viel getan habe um die IT-Sicherheit in den Kommunen zu stärken. Grundsätzlich sei zudem jede Kommune und jedes Unternehmen selbst für seine IT-Sicherheit verantwortlich.

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