Neubrandenburg/Schwerin. Die meist weniger vom Export abhängige Wirtschaft im Nordosten zeigt sich robust. Laut Umfrage haben viele Firmen schon Vor-Corona-Niveau erreicht. Sorgen gibt es in der Gastronomie - sowie wegen fehlender Fachleute und zu hoher Energiepreise.

Die meisten Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern blicken nach eineinhalb Jahren Corona weitgehend optimistisch in die Zukunft. Das ist das Ergebnis der Herbst-Konjunkturumfragen der IHK in Neubrandenburg und Schwerin, die am Mittwoch vorgestellt wurden. So stieg der Konjunkturklimaindex mit 125 im Osten des Landes bereits auf das Niveau von Ende 2019, in Schwerin wurden sogar 126,6 Punkte festgestellt.

"Wir sind wieder auf dem Vor-Corona-Niveau vom Herbst 2019, das hat uns auch überrascht", sagte Neubrandenburgs Hauptgeschäftsführer Torsten Haasch vor Journalisten. In den Kreisen Mecklenburgische Seenplatte und Vorpommern-Greifswald schätzten 97 Prozent der befragten Firmen ihre Lage als "gut" bis "befriedigend" ein. Drei von vier Firmen sähen ihre Finanzlage auch unproblematisch.

Im Osten blickten alle Branche positiv in die kommenden Monate. Das Spektrum reiche von 96 Prozent bei der Industrie, 92 Prozent bei Dienstleistungen, 79 Prozent beim Bau bis 76 Prozent im Gastgewerbe, sagte Haasch.

Bei der IHK Schwerin kamen dagegen Sorgen um Fachkräfte sowie steigende Rohstoff- und Energiepreise noch stärker zum Tragen. Trotz eines relativ guten Sommergeschäfts bestehe große Unsicherheit zum weiteren Verlauf der Corona-Pandemie, teilte die IHK für Westmecklenburg mit. Mehr als die Hälfte der Firmen bewerteten ihre Lage als "gut". Damit wurden die Erwartungen im Vergleich zum Frühsommer 2021 übertroffen.

"Die Wirtschaft erwartet von der Politik, dass Schließungen wie im Vorjahr in jedem Fall vermieden werden", erläuterte Siegbert Eisenach, IHK-Hauptgeschäftsführer in Schwerin, die Erwartungen mit Blick auf die Corona-Lage für den Winter. Die rund 24.000 Firmen hätten Hygienemaßnahmen und -konzepte für einen verantwortungsbewussten Umgang mit Kunden und Mitarbeitern.

Haasch kritisierte vor allem die immer höheren Energiekosten, darunter Strom- und Treibstoffkosten. Hier müsse der Staat seine Anteile deutlich reduzieren. So liege die Stromsteuer in Deutschland viermal höher als sie von der EU eigentlich vorgegeben werden. Dazu komme, dass Stromkosten im Nordosten wegen der hohen Netzentgelte noch höher als im Bundesschnitt liegen.

An der Herbstumfrage in Neubrandenburg hatten sich 370 Firmen beteiligt. Diese IHK vertritt rund 25.000 Unternehmen zwischen Greifswald, Usedom, der Müritz und Polen.

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