Rostock. Die Entscheidung der SPD für Koalitionsgespräche mit den Linken wird in den kommenden Wochen das politische Leben im Land bestimmen. Aus Sicht eines Experten kam das alles andere als überraschend.

Die Entscheidung der SPD unter Führung von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig für Koalitionsgespräche mit den Linken ist für den Rostocker Politikwissenschaftler Wolfgang Muno nicht überraschend gekommen. "Die Linke ist sehr demütig und stellt anscheinend sehr bescheidene Forderungen", sagte Muno am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Die Partei hatte bei der Wahl am 26. September mit 9,9 Prozent erstmals ein einstelliges Ergebnis eingefahren. Sie sei aber strategisch sehr gut aufgestellt und habe nach den Verlusten jede innerparteiliche Diskussion vermieden. "Zumindest ist nichts nach außen gedrungen."

Gleichzeitig sei der momentane Zustand der Nordost-CDU ebenfalls ein Faktor für die Entscheidung gewesen, sagte der Politologe. Es sei Schwesigs Ziel, eine stabile und verlässliche Regierung zu bilden. Da könne die unklare Haltung der Christdemokraten ohne Führung und Themen einen Stolperstein für die Zukunft darstellen.

Mit Blick auf die gemeinsamen Landesregierungen der SPD mit der PDS/Die Linke als Juniorpartner von 1998 bis 2006 sei eine rot-rote Regierung auch keine revolutionäre Neuerung, sagte Muno. Er geht davon aus, dass bei den Koalitionsverhandlungen das Bildungsressort eine wesentliche Rolle spielen und Linken-Spitzenkandidatin Simone Oldenburg das Ressort übernehmen werde. "Fraglich ist nur, wo die 1000 Lehrer herkommen sollen, die im Wahlkampf von den Linken gefordert wurden."

Von großer Bedeutung sei auch die Besetzung des bislang von der CDU geführten Innenministeriums. "Ich finde es gut, dass es da jetzt die Chance gibt aufzuräumen", sagte Muno. Dort seien in den vergangenen Jahren sehr viele negative Schlagzeilen erzeugt worden.

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