Neubrandenburg.

Der Drogen-Prozess gegen die sogenannte Kokain-Bande am Landgericht Neubrandenburg geht zwar wie geplant weiter, verzögert sich aber etwas. Richter Henning Kolf wies am Montag die Anträge der Verteidiger auf Abbruch des Verfahrens zurück. Dennoch kam es noch nicht zur Anklageverlesung.

Mehrere Anwälte rügten, dass in ihren Unterlagen etwa 30 Seiten fehlten, weshalb ihre Verteidigung erschwert werde. Nach einer Prüfung räumte die Kammer ein, dass es einen Kopierfehler am Landgericht gegeben habe. Nach erneuten Anträgen der Verteidiger auf Abbruch des Prozesses vertagte Kolf die Verhandlung auf den 22. Oktober, wenn auch die Anklage verlesen werden soll.

Den vier angeklagten Männern im Alter von 39, 49, 59 und 59 Jahren wird bandenmäßiger Drogenhandel und Verstoß gegen das Waffengesetz vorgeworfen. Die Beschuldigten von der Mecklenburgischen Seenplatte und aus Schwerin sollen 2020 als Kokain-Bande bis zu 7,7 Kilogramm Kokain und weitere große Mengen Rauschgift in präparierten Autos aus den Niederlanden geholt und damit gehandelt haben. Sie waren im November 2020 bei einer Razzia des Landeskriminalamtes MV gefasst worden, bei der auch Kokain gefunden wurden. Drei Angeklagte sind seither in U-Haft.

Der Fall steht im Zusammenhang mit einer spektakulären Daten-Abfangaktion französischer Ermittler. Diese hatten 2020 ein Datennetz - das sogenannte Encrochat-Netz - geknackt, das bis dahin als abhörsicher galt. Dadurch konnten Ermittler europaweit Handys von Hunderten mutmaßlichen Kriminellen abhören. In dem Zusammenhang laufen bundesweit mehrere Prozesse. Das Verfahren in Neubrandenburg soll erst 2022 abgeschlossen werden.

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