Frankfurt/Main. Neun von zehn Haushalten in Deutschland halten die Abkehr von Öl und Atomkraft für wichtig. Viele Haushalte investieren bereits in alternative Technologien, die Mehrheit aber noch nicht - im Norden sogar noch weniger als im bundesweiten Durchschnitt.

An der Energiewende führt nach Überzeugung der meisten Menschen in Deutschland kein Weg vorbei. Konkret genutzt werden Energietechnologien allerdings nach einer Umfrage der Förderbank KfW bislang nur von einer kleinen Minderheit der Haushalte.

In Mecklenburg-Vorpommern sind diese Technologien sogar noch deutlich weniger verbreitet als im Durchschnitt der Bundesrepublik. Dort nutzen der Umfrage zufolge beispielsweise rund 4 Prozent der Haushalte Sonnenenergie zur Warmwasserbereitung (Solarthermie) - verglichen mit mehr als 9 Prozent bundesweit. Genauso sieht es bei Photovoltaikanlagen aus, die im Nordosten ebenfalls von rund 4 (bundesweit: 8,5) Prozent der Haushalte genutzt werden. Deutlich hinter dem Bundesschnitt liegen die Haushalte auch beim E-Auto. "Das Elektroauto ist die aktuell am dynamischsten wachsende Energiewendetechnologie, rund 0,2 Prozent der befragten Haushalte in Mecklenburg-Vorpommern nutzen bereits ein Elektroauto, deutschlandweit sind es 3,4 Prozent aller befragten Haushalte", berichtet die KfW.

Allerdings gaben in der Umfrage 32 Prozent der Haushalte in Mecklenburg-Vorpommern an, im vergangenen Jahr vermehrt über Energieeffizienz nachgedacht zu haben. "Das ist deutlich mehr als im gesamtdeutschen Durchschnitt von 22 Prozent", so das staatliche Institut. "In den kommenden Jahren könnte deshalb die Energiewendetätigkeit der Haushalte in Mecklenburg-Vorpommern spürbar zunehmen."

"Die Zahlen belegen, dass die Energiewende eine Mammutaufgabe ist, die sich nicht innerhalb weniger Jahre umsetzen lässt", sagte der Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), Andreas Breitner, zu den KfW-Erkenntnissen. "Hinzu kommt, dass es auch noch andere Möglichkeiten als Photovoltaik und Solarthermie gibt, Klimaschutz umzusetzen. So haben VNW-Unternehmen in den vergangenen zehn Jahren mehrere Milliarden Euro in die energetische Sanierung ihrer Gebäude investiert und dadurch den Energieverbrauch erheblich senken können." Beispielhaft für Mecklenburg-Vorpommern nannte Breitner das kommunale Rostocker Wohnungsunternehmen Wiro, das bereits einen Teil seiner Wohnungen auf Geothermie umgestellt habe und so seine Mieter CO2-neutral mit Wärme versorge.

Bundesweit halten der Umfrage zufolge 92 (2020: 89) Prozent der Haushalte die Abkehr von fossilen Energieträgern wie Erdöl, Erdgas und Kohle sowie der Atomenergie hin zu erneuerbaren Energien wie Sonne, Wind und Biogas für wichtig oder sehr wichtig. Konkrete Schritte machen demnach bislang aber vor allem Besserverdiener.

"Die regionalen Unterschiede in der Nutzung der Technologien sind auch Ergebnis unterschiedlicher Ausgangsbedingungen, beispielsweise des Einkommens oder der Wohneigentumsquote", bilanzierte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. "Für ein Gelingen der Energiewende ist es deshalb wichtig, die Rahmenbedingungen so zu verbessern, dass alle gesellschaftlichen Gruppen für die Energiewende aktiviert werden können."

Die Bundesregierung hat den Weg Deutschlands zu Klimaneutralität bis Mitte des Jahrhunderts im Klimaschutzgesetz verankert. Danach soll der Ausstoß von Treibhausgasen wie Kohlendioxid bis 2030 um 65 Prozent gegenüber 1990 verringert werden und bis 2040 um mindestens 88 Prozent. 2045 soll Deutschland demnach Klimaneutralität erreichen, also nur noch so viele Treibhausgase ausstoßen wie wieder gebunden werden können.

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