Schwerin. Die Konferenz der Gesundheitsminister hat den Weg zu erweiterten Impfmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche eröffnet. Doch an der Impfpraxis für 12- bis 17-Jährige ändert sich in Mecklenburg-Vorpommern vorerst nichts.

Mecklenburg-Vorpommern will erst nach einer konkreten Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) seine Impfangebote für 12- bis 17-Jährige ausweiten. Nach den Beschlüssen der Gesundheitsminister zu erweiterten Corona-Impfmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche ändere sich an der gängigen Impfpraxis im Nordosten zunächst nichts, sagte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) am Dienstag nach der Kabinettssitzung in Schwerin.

Demnach könnten sich neben Jugendlichen mit Gesundheitsrisiken auch andere 12- bis 17-Jährige nach ärztlicher Beratung und mit Zustimmung der Eltern in Impfzentren von vier der sechs Landkreise oder bei Hausärzten impfen lassen.

Sollte die Stiko auch allgemein zur Impfungen von Kindern raten, werde es zusätzliche Impfangebote etwa an Schulen geben, kündigte Schwesig an. Diese richten sich nach ihren Worten zunächst an Schüler ab 16 Jahren und sollen in der kommenden Woche mit etwa 50 mobilen Impftrupps starten. Sie könne verstehen, dass sich viele Eltern fragen, was nun das Richtige für ihr Kind ist. "Für uns ist die Empfehlung der Stiko maßgebend", sagte Schwesig.

Die Konzentration beim Impfen richte sich aktuell aber auf die Gruppe der 18- bis 59-Jährigen, die zur Hälfte noch gar nicht geimpft sei und derzeit das höchste Infektionsrisiko trage. "Die stärkste Waffe gegen Corona ist der Impfstoff", betonte die Regierungschefin. Viele Menschen seien bereit, sich impfen zu lassen, fänden aber nur schwer eine Gelegenheit. "Deshalb wollen wir stärker zu den Menschen hin, setzen auf Impfaktionen auf dem Marktplatz, am Strand oder vor Einrichtungen." Schwesig plädierte dafür, auch Besuchern der Heimspiele des Fußball-Zweitligisten Hansa Rostock Impfmöglichkeiten zu bieten.

Der Landkreis Vorpommern-Greifswald kündigte nach dem Erfolg mit dem Impfen am Strand von Lubmin an, die Impfaktionen weiter auszudehnen. Wie ein Kreissprecher sagte, soll es die "Immunisierung to go" auch in den Ostseebädern Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck geben. Mobile Teams würden an den jeweiligen Seebrücken der Kaiserbäder impfen. Zugleich werde im Hinterland der Ostseeinsel und auf dem Festland in Gemeindehäusern immunisiert. Im Kreis Mecklenburgische Seenplatte wird von Mittwoch an ein Impfbus im Einsatz sein, um Menschen in Dörfern mit schlechter Verkehrsanbindung mit Impfstoff zu versorgen.

Ob Mecklenburg-Vorpommern angesichts ausreichender Impfstoffmengen weiterhin auch am Kauf des russischen Präparats Sputnik V festhält, ließ Schwesig offen. Dazu erwarte sie einen Vorschlag von Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU). Im April hatte die Landesregierung beschlossen, Sputnik V zu beziehen, sobald der Impfstoff eine Zulassung für Deutschland und Europa erhält. Diese steht aber weiterhin aus.

Der Rostocker Tropenmediziner und Regierungsberater Emil Reisinger machte seine kritische Haltung dazu deutlich: "Impfungen mit Sputnik V würde ich nicht empfehlen.". Nach früheren Angaben Glawes wollte sich Mecklenburg-Vorpommern eine Option auf eine Million dieser Impfdosen sichern.

Unterdessen stieg die Zahl der Corona-Neuinfektionen am Dienstag im Nordosten sprunghaft an. Wie das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lagus) berichtete, wurden 80 neue Fälle registriert. Am Montag waren es noch 8, am Dienstag vergangener Woche 40. Dementsprechend stieg die landesweite Inzidenz um 2,2 auf nunmehr 10,6 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen. Zehn Menschen werden im Krankenhaus behandelt, drei mehr als am Montag. Auf einer Intensivstation liegt laut Lagus aktuell ein Corona-Patient.

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