Schwerin. Die Opposition drückt beim Klimaschutz in MV auf die Tube. Grüne und Linke fordern, das Kohlekraftwerk in Rostock bis 2025 abzuschalten. Es gebe Alternativen.

Die Grünen und die Linken fordern eine Abschaltung des Steinkohlekraftwerks in Rostock bis 2025. Allein im Jahr 2017, als das Kraftwerk 64 Prozent des Jahres gelaufen sei, habe es 2,3 Millionen Tonnen CO2, 49 Kilogramm Arsen und 18 Kilogramm Quecksilber ausgestoßen, sagte der Spitzenkandidat der Grünen zur Landtagswahl, Harald Terpe, unter Berufung auf Daten einer Umweltdatenbank der EU.

Auch die Rostocker Landtagsabgeordnete der Linken, Eva-Maria Kröger, sagte: "Das Kohlekraftwerk Rostock muss so schnell wie möglich vom Netz." Sie zeigte sich sicher: "Eine ausreichende Energieversorgung kann ohne das Steinkohlekraftwerk gewährleistet werden." Die Umweltorganisation BUND sieht in dem Kraftwerk den größten Klimasünder in Mecklenburg-Vorpommern.

Nach Terpes Worten hat das vergangene Jahr gezeigt, dass das Kraftwerk relativ problemlos ersetzbar sei. Es sei monatelang abgeschaltet gewesen, weil der Börsenstrompreis für einen wirtschaftlichen Betrieb zu niedrig gewesen sei. Problematisch seien extreme Kälte und der Ausfall des örtlichen Erdgaskraftwerks - für diesen Fall biete das Steinkohlekraftwerk eine wichtige Reserve. Diese müsse ersetzt werden. Neben einem Wärmespeicher, der bereits gebaut werde, seien der Bau einer Großwärmepumpe und die Nutzung geothermischer Wärmevorkommen im Untergrund denkbar, so Terpe.

Das Steinkohlekraftwerk Rostock ist 1994 ans Netz gegangen. Es dient nach Angaben der Betreiber vorrangig der Stromerzeugung. Daneben gebe es einen Vertrag zur Lieferung von Fernwärme ins Netz der Stadtwerke Rostock. Über das Ende der Kohleverstromung in Rostock äußern sich die Betreiber auf ihrer Internetseite vage. "Die Bundesregierung hat beschlossen, dass ab 2034 in Deutschland kein Steinkohlekraftwerk mehr am Netz sein soll", heißt es dort. "Wir haben uns als Ziel gesetzt, dem allgemeinen Trend der Brennstoffumstellung zu folgen."

Beschlusslage in Deutschland ist, dass bis spätestens 2038 aus der Kohleverstromung ausgestiegen wird - wobei Experten damit rechnen, dass dies wegen gestiegener CO2-Preise im europäischen Emissionshandel viel schneller gehen könnte, weil die Kohle unrentabler wird. Energieminister Christian Pegel (SPD) betonte: "Alles, was vor 2038 passiert, ist freiwillig und obliegt einzig dem Eigentümer, im Fall Rostock ist dies die EnBW mit 50,4 Prozent. Eigentümer der EnBW ist das Land Baden-Württemberg." Eine frühere Abschaltung lasse sich nicht erzwingen.

Vor 2038 gibt es nach seinen Worten Auktionen auf Prämien zum vorzeitigen Ausstieg. "Ob ein Unternehmen sich an der Auktion beteiligt, ist aber alleinige Sache des Unternehmens und wird von diesem während des Verfahrens sicher auch nicht öffentlich kommuniziert." Unabhängig davon gehe das Energieministerium in Schwerin davon aus, dass zur Erreichung der Klimaschutzziele das Enddatum 2038 für den Kohleausstieg nicht zu halten sein werde und deutlich nach vorne rücken müsse.

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