Schwerin. Das Schuljahr soll nach teils monatelangem Homeschooling behutsam beginnen. Die ersten vier Schulwochen dienen dem Ankommen und Feststellen, wo jeder einzelne Schüler steht, betont die Bildungsministerin.

Mecklenburg-Vorpommerns Schulen werden voller: Die 561 allgemeinbildenden Schulen erwarten zum Schuljahresbeginn am Montag 155.600 Schülerinnen und Schüler, wie Bildungsministerin Bettina Martin (SPD) am Donnerstag in Schwerin sagte. Das seien 2900 mehr als im vergangenen Schuljahr. Bereits am Samstag werden demnach 14.300 Erstklässler feierlich eingeschult, 400 mehr als im letzten Schuljahr.

Der Bedarf an neuen Lehrern liegt Martin zufolge zwischen 500 und 600 - sie sei guten Mutes, ihn decken zu können. Zahlen wollte Martin aufgrund noch laufender Einstellungsverfahren zunächst nicht nennen. Jeder Bewerber, der über die nötigen Qualifikationen verfüge, werde eingestellt. Auch bei Referendaren verfahre man so. Allerdings werde es auch in diesem Schuljahr nicht ohne Seiteneinsteiger gehen, also Lehrkräfte, die kein reguläres Lehramtsstudium absolviert haben. Ihr Anteil sei aber nicht höher als im vergangenen Jahr.

In den ersten vier Wochen des neuen Schuljahres sollen die Lehrer nach dem teils monatelangen Distanzunterricht schauen, wo die einzelnen Kinder und Jugendlichen stehen. Dazu hätten die Schulen Lernstandserhebungs-Programme bekommen, sagte Martin. "Wir werden behutsam starten", versprach die Ministerin.

Bisher habe sich gezeigt, dass ein Teil der Schüler Lernlücken habe, ein anderer Teil hingegen gut mit dem Homeschooling zurechtgekommen sei. Bereits vor den Sommerferien hatte es wieder einige Wochen Präsenzunterricht gegeben. "Die Lehrkräfte sagen uns, dass die Schere weiter auseinander gegangen ist." Sie wieder zu schließen, werde Monate, wenn nicht gar Schuljahre in Anspruch nehmen.

Um zusätzliches Hilfspersonal zum individuellen Aufholen an die Schulen zu bekommen, hat Martin nach eigenen Worten erneut einen Brief an die Lehrsamtsstudenten geschrieben, in dem sie darum wirbt, an den Schulen zu helfen. Außerdem hätten die Schulen Geld bekommen, um auch pensionierte Lehrer für diesen Zweck zu engagieren. Geld gebe es außerdem für private Nachhilfe.

Um das Coronavirus von den Schulen fernzuhalten, gilt in den ersten zwei Wochen Maskenpflicht im Unterricht. Danach soll darauf verzichtet werden, solange die landeseigene Corona-Warnampel auf Grün oder Gelb steht. Wechselt sie in einem Landkreis oder einer kreisfreien Stadt auf Orange, soll dort wieder Maskenpflicht in der Schule gelten. Orange tritt bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von 35 und einer bestimmten Zahl von Krankenhauseinweisungen und Intensivpatienten in Kraft.

Martin betonte, dass es keine landesweiten Schulschließungen aufgrund allgemein hoher Infektionszahlen mit dem Coronavirus geben soll. "Der Wert der Bildung ist ein sehr hoher Wert, den wir in die Waagschale werfen müssen." Sie hoffe sehr, dass sich diese Erkenntnis auch auf der Bundesebene durchsetze. Allerdings sei nicht auszuschließen, dass aufgrund von Fällen an Schulen einzelne Klassen oder Schulen in Quarantäne geschickt werden müssten. Die Schulen seien aufgefordert worden, dafür zweiwöchige Lernpläne zu erarbeiten.

Da die Lernplattform itslearning und auch ein Videokonferenz-Tool sicher liefen, stehe man heute an einem ganz anderen Punkt als zum Beginn der Pandemie. Von den 11 Millionen Euro für Schüler-Endgeräte seien bislang 10,5 Millionen Euro ausgegeben worden. Allerdings sei noch nicht jeder Lehrer mit einem Dienstgerät ausgestattet, räumte Martin ein.

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