Wismar. Die unbeschwerte Ferienfreizeit fand ein jähes Ende. Weil Kinder und Betreuer positiv auf das Coronavirus getestet wurden, musste ein Ferienlager in Nordwestmecklenburg abgebrochen werden. Mit Blick auf den nahen Schulbeginn wachsen die Bedenken beim Landeselternrat.

Die Behörden im Landkreis Nordwestmecklenburg haben nach einer Häufung von Corona-Infektionen ein Ferienlager mit 75 Kindern vorzeitig beendet. Die Anordnung zur Schließung sei am 21. Juli, zwei Tage vor dem regulären Ende, ausgestellt worden. Ein weiteres in unmittelbarem Anschluss geplantes Ferienlager mit anderen Kindern sei vom Veranstalter abgesagt worden, teilte ein Sprecher des Landkreises am Mittwoch mit.

Den Angaben zufolge stammten die Teilnehmer im Alter von 9 bis 13 Jahren hauptsächlich aus Mecklenburg-Vorpommern. Zudem hätten Kinder aus vier weiteren Bundesländern an der Ferienfreizeit teilgenommen, hieß es. Alle seien in häusliche Quarantäne geschickt worden.

Wie das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lagus) auf Nachfrage mitteilte, ergaben die Tests bislang 25 Coronavirus-Infektionen bei Teilnehmern und Kontaktpersonen. Nach Einschätzung des Landkreises muss aber mit weiteren Ansteckungen innerhalb der Familien gerechnet werden, da es sich auch in diesem Fall um die sehr ansteckende Delta-Variante des Coronavirus handele.

Nach bisherigen Untersuchungen soll der Ursprung der Infektionskette ein Mitglied aus dem Betreuerteam sein, das kurz vor dem Lager-Start mit Bekannten aus dem Urlaub in Spanien zurückgekehrt war. Nach Angaben des Landkreises gab es zu Beginn der Betreuertätigkeit einen negativen Schnelltest für das Teammitglied.

Nachdem bei ihm später Symptome auftraten, sei ein weiterer Test vorgenommen worden, der dann positiv ausfiel. Nach Einschätzung des Landkreises liegt weder bei der Betreuungsperson noch beim Betreiber des Ferienlagers ein Fehlverhalten vor. Zur Herkunft des Betreuers und zur genauen Lage der Ferieneinrichtung wurden keine Angaben gemacht.

Wie der Sprecher des Kreises weiter sagte, ging ein Großteil der in Nordwestmecklenburg registrierten Neuinfektionen auf das Ferienlager zurück. Auch in der Landeshauptstadt Schwerin, aus der ebenfalls Teilnehmer kamen, habe sich der Corona-Ausbruch bemerkbar gemacht. Mit 22,0 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche wies Schwerin am Mittwoch die landesweit höchste Sieben-Tage-Inzidenz auf. Die zweithöchste verzeichnete Nordwestmecklenburg mit 11,4. Landesweit stieg der Wert nach 24 neuen Meldungen am Mittwoch auf 8,1.

Angesichts der raschen Virusverbreitung in dem Kinderferienlager befürchtet der Vorsitzende des Landeselternrates, Kay Czerwinski, viele Quarantäne-Anordnungen in den kommenden Wochen in den Schulen. Der Fall führe die großen Ansteckungsmöglichkeiten der Delta-Variante vor Augen, sagte Czerwinski am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Die Schule beginnt am Montag. Czerwinski befürchtet erneut erhebliche Anteile von Distanzunterricht, wenn es bei den geltenden Quarantänebestimmungen bleibt. Enge Kontaktpersonen von Infizierten müssen in Deutschland in Quarantäne.

Czerwinskis appellierte an die Eltern, die Gesundheitsformulare zum ersten Schultag sorgfältig auszufüllen und im Falle einer Urlaubsrückkehr aus Spanien oder einem anderen Hochinzidenzgebiet kurz vor Schulbeginn ihr Kind lieber noch ein paar Tage zu Hause zu behalten. Die Gefahr, das Coronavirus in die Schulen zu tragen, mit schwerwiegenden Folgen für die Klasse oder die ganze Schule, sei groß. "Es ist ganz wichtig, dass sich die Eltern bewusst sind, welche Verantwortung sie tragen", sagte der Elternratschef.

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