Wismar. Das “Zukunftsbündnis MV“ ist zu seiner letzten Sitzung in dieser Wahlperiode zusammengekommen. Dabei stand die industrielle Ausrichtung für die Jahre bis 2030 im Mittelpunkt.

Mit einem Zehn-Punkte-Plan soll die Industrie Mecklenburg-Vorpommerns in den kommenden Jahren stärker ausgebaut werden. Mit dem Plan soll etwa das Potenzial der erneuerbaren Energien verstärkt werden, wie aus dem am Montag vorlegten Konzept des "Zukunftsbündnisses MV" hervorgeht. Weitere Punkte sind etwa der Ausbau der Digitalisierung und verstärkte Kooperationen.

Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften hatten am Montag bei einem Treffen des gegründeten "Zukunftsbündnisses MV" über ein Industriekonzept für das Land beraten. Das Fehlen einer leistungsfähigen Industrie gilt als Hauptgrund für die im Ländervergleich geringe Wirtschaftskraft Mecklenburg-Vorpommerns.

Nach Angaben des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln lagen die Industrie-Umsätze im Nordosten 2019 mit 13,2 Milliarden Euro nicht einmal halb so hoch wie in Schleswig-Holstein oder in Thüringen. In Bayern waren die Industrie-Umsätze fast 30 Mal so hoch.

Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) sieht in der Wasserstofftechnologie eine der größten Chancen für die Wirtschaft. "Darin liegt eine große Chance für alle norddeutschen Bundesländer", sagte Schwesig in Wismar (Landkreis Nordwestmecklenburg) bei der Vorstellung des Konzeptes. Eine positive Entwicklung sieht die Regierungschefin im Verarbeitenden Gewerbe und der Ernährungswirtschaft. So sei die Zahl der Mitarbeiter im Verarbeitenden Gewerbe in Betrieben mit mindestens 20 Beschäftigten von 2010 bis 2019 um etwa 9000 auf rund 65.300 gestiegen. Auch der Umsatz dieses Wirtschaftsbereichs sei gewachsen.

Wie aus einer vom Wirtschaftsministerium in Auftrag gegebenen Studie hervorgeht, wird die Fachkräftesicherung durch das Sinken der Bevölkerung im Bundesland enorm erschwert. Darin heißt es, dass die Bevölkerung in MV bis 2035 um rund 100.000 Menschen zurückgehen wird. Grundlage sei die Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes. Derzeit leben rund 1,6 Millionen Menschen im Nordosten.

Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) betonte die Notwendigkeit, dass die heimische Industrie durch Ansiedlungen neuer Unternehmen gestärkt werden müsse. Nach Ansicht der nicht im Landtag vertretenen FDP muss vor allem die Digitalisierung im Bundesland deutlich schneller vorankommen sowie Bürokratie abgebaut werden.

"Wir sind uns im Bündnis einig, dass der Industrieanteil in MV mit seinem besonders hohen Wertschöpfungspotenzial deutlich an Gewicht zunehmen muss", sagte der Präsident der Vereinigung der Unternehmensverbände, Lars Schwarz. Und der stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes Nord (DGB), Ingo Schlüter, betonte: "Der Erhalt und der Aufbau von industriellen Arbeitsplätzen mit hoher Wertschöpfung und tariflich abgesicherten Arbeitsbedingungen sind ein wesentlicher Beitrag zur Erreichung eines wettbewerbsfähigen Entgeltniveaus."

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