Rostock/Schwerin. Das Ziel eines coronafreien Gebiets rückt in Mecklenburg-Vorpommern in greifbare Nähe. Am Sonntag wurde nur ein einziger neuer Fall registriert, die Sieben-Tage-Inzidenz sank auf 4,8. Und doch drohen schon neue Probleme, vor allem im Gastgewerbe.

Mecklenburg-Vorpommern kämpft sich immer näher an sein Ziel heran coronafrei zu werden. Am Sonntag wurde lediglich eine einzige Corona-Neuinfektionen registriert, wie das Landesamt für Gesundheit und Soziales mitteilte. Das seien zehn weniger als vor einer Woche und neun weniger als am Samstag. Die Sieben-Tage-Inzidenz sank am Sonntag um 0,1 auf 4,8. Das ist nach Angaben des Robert Koch-Instituts der bundesweit niedrigste Wert eines Bundeslandes. Vor einer Woche hatte die Zahl der Infizierten pro 100 000 Einwohner und Woche noch bei 8,6 gelegen.

Der Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Nordkirche, Tilman Jeremias, beklagte unterdessen eine Benachteiligung des Religionsunterrichts in der Corona-Krise. "Religion kann pausieren, hieß es. Ich würde dagegenhalten: Nie war Religionsunterricht wichtiger, denn er als erster ist Ort, wo verunsicherte und mehr und mehr traumatisierte Schülerinnen und Schüler Raum und offene Ohren für ihre bedrängende Situation finden", sagte er bei einem Gottesdienst für Religionslehrkräfte am Sonntag in Verchen am Kummerower See (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte).

Die Vorsitzende des Religionslehrerverbands Mecklenburg-Vorpommern, Anne Merkel, betonte, Religionsunterricht sei mehr als ein Schulfach. "Die Schülerinnen und Schüler erleben im Religionsunterricht, akzeptiert zu werden, so wie sie sind - unabhängig davon, wie sie aussehen, wie ihre Beliebtheit ist oder ihre Schulnoten sind." Im Nordosten besuchen etwa 40 Prozent aller Schülerinnen und Schüler bis zur 10. Klasse den Religionsunterricht, in den höheren Klassen seien es knapp 50 Prozent - wobei die wenigsten getauft seien.

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) warnte angesichts des immer größer werdenden Fachkräftemangels im Gastgewerbe vor einem Kollaps. "Wenn die Branche nicht rasch gegensteuert, könnte der von vielen Menschen lang ersehnte Urlaub oder Restaurantbesuch am Personalmangel scheitern", sagte NGG-Landesgeschäftsführer Jörg Dahms dem "Nordkurier" (Sonntag). Das Gastgewerbe verliere seit Beginn der Corona-Pandemie immer mehr Beschäftigte. "Dringend gebrauchte qualifizierte Kräfte sind in andere Branchen abgewandert."

Grund sei, dass Beschäftigte angesichts niedriger Löhne im Hotel- und Gaststättengewerbe selbst mit 80 Prozent des Kurzarbeitergeldes nicht über die Runden kämen und sich beruflich umorientierten. So bekomme eine gelernte Köchin im Nordosten nur 10,49 Euro pro Stunde, ungelernte Kräfte lägen bei 9,79 Euro pro Stunde. "Schon vor Corona waren die Arbeitsbedingungen im Gastgewerbe alles andere als rosig", sagte Dahms. Viele Betriebe hätten es versäumt, die Arbeit attraktiver zu machen. "Das rächt sich jetzt."

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